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Ich bin so ein klein wenig entsetzt, was latho hier schreibt. Normalerweise bin ich vor dir, latho, ausgewogene und vernünftige Meinungen gewohnt, aber hier bist du aus meiner Sicht gleich mehrfach falsch abgebogen.
Zunächst ist ja mal klar, dass es bei der Thematisierung von Belästigung, sexueller Nötigung etc. in Folge des Weinsteins-Skandal keineswegs nur um Fälle von sexueller Gewalt von Männern gegenüber Frauen geht. Die Fälle Bryan Singer und Kevin Spacey drehten sich ja um (mächtige) Schauspieler/Regisseure, die ihre Macht ausnutzten, um an junge Männer heranzukommen und die mindestens mal sexuell zu bedrängen. Das macht junge Männer keineswegs pauschal zu „ohnmächtigen Stücken Fleisch“.
Es negiert also keineswegs den Feminismus, wenn in gewissen Fällen Männer ein existierendes Machtgefälle ausnutzen, um Frauen sexuell zu bedrängen, zu nötigen und schlimmstenfalls zu vergewaltigen. Das macht nicht pauschal alle Frauen zu Opfern. Es macht aber auch nicht alle, die schuldhaftes Verhalten kritisieren zu rachsüchtigen Hyänen.
Es macht auch nicht alle Fälle gleich. Wenn Louis C.K. die schlechte Angewohnheit hat, seinen Penis Menschen (nicht nur Frauen!) zu zeigen, die ihn nicht sehen wollen, ist das nur in einem sehr weiten Sinn sexuelle Gewalt. Ryan Adams Verhalten ist sicherlich weit entfernt von Weinstein/Spacey und anderen krassen Fällen – er hat beispielsweise das 14-jährige Mädchen nie getroffen und dementsprechend auch nie angefasst.
Dennoch finde ich schon, dass der NY-Times-Artikel nicht als „Klatsch“ abgetan werden kann. Zu deutlich erscheint da doch ein Muster, dass ein einflussreicher Indie-Musiker (und das ist Ryan Adams in den USA, das sollte klar sein), versucht hat, mit Versprechungen von Erfolg im Musikbusiness Frauen zu verführen und sie auf ziemlich hässliche Weise zu manipulieren. Das ist kein schlimmes Verbrechen, wirft aber ein ziemlich schlechtes Bild auf Ryan Adams, den Menschen. Keine Überraschung. Jedenfalls ist die Headline doch ziemlich treffend: „Ryan Adams Dangled Success. Women Say They Paid a Price.“ Das kann man – so denke ich – so stehenlassen.
zuletzt geändert von nail75--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.