Antwort auf: Die besten Blue Note Alben

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mr-lovegrove

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Bezüglich der genannten Dokus von Julian Benedikt und Eric Friedler sehe ich zwischen den beiden große Differenzen. Im Grunde erzählen beide Filmemacher die gleiche Geschichte, aber wo Benedikt sich in relativ zusammenhanglosen Kommentarschnipseln von noch lebenden Musikern und ein paar eingeschobenen Fakten und Stories verliert, bleibt Friedler auch dramaturgisch am Ball. Benedikts Film empfinde ich als langweilig und spannungsfrei, wohingegen ich bei Friedlers auch visuell deutlich interessanter gestaltener Umsetzung doch sehr gefesselt war. Die Animationen finde ich äußerst gelungen. Real nachgespielte Szenen wären wohl die einzige Alternative gewesen, aber das wäre für eine Doku dieser Art sicher unpassend und wahrscheinlich auch zu teuer gewesen. Da ist Frielder den Weg gegangen, den schon Malik Bendjelloul für „Searching for Sugarman“ (der besten Musikdoku aller Zeiten!) beschritt. Ansonsten unterfüttert Friedler die altbekannte Geschichte mit netten und interessanten Fakten und Anekdoten, die sicher selbst vielen Jazzfans wohl weniger bekannt waren. Auch das deutschsprachige Interview aus den 60ern ist doch ein selten gehörtes Highlight gewesen.

Man muß natürlich auch bedenken, dass sich solch eine Doku immer auch an den Anfänger und Laien richtet und nicht nur an den Freak. Der kennt eh das meiste aus der Geschichte und hat auch die wichtigen und weniger wichtigen Scheiben schon lange zu Hause. Und unter dieser Betrachtungsweise kann man Friedlers Film nur als absolut gelungen bezeichnen. Schließlich ist dies ja auch ein Projekt des öffentlich- rechtlichen TVs und somit deren Bildungsauftrag gewesen. Es wäre für einen Einsteiger als Zuschauer sicher auch äußerst erschöpfend gewesen, zwei Stunden lang nur Musikern zuzuschauen und zuzuhören, wie sie dezidiert über Studiosessions, Kompositionen und den Sprung von einem Akkord zum anderen geredet hätten. Deshalb ist die Schwerpunktlagerung auf die Hauptfiguren Lion, Wolff und Miles und deren Schaffen nur richtig gewesen. Alles andere kann man sich als „Angefixter“ dann ja per Platte, CD, Stream oder was auch immer erarbeiten.

Als Appetitanreger und als Bekenntnis für den Jazz funktionierte das zudem auch noch perfekt.

 

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