Antwort auf: Song des Tages Vol. II

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herr-rossi
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stormy-monday<Der junge Stormy hatte bis 1969 allerlei „antiquierte“ Musik gehört, dem für mein damaliges Dafürhalten „antiquierten“ Musikgeschmack meiner Eltern geschuldet. Der hatte viel mit dem Great American Songbook zu tun, „Mood Indigo“,“ The Way You Look Tonight“ und so Sachen. Grossartiges Material, das ich beim Wiederhören heute jederzeit mitträllern könnte. Und von dem es ja immer wieder auch aufgehübschte Coverversionen gibt. Will sagen, die Substanz der Songs ist halt hochwertig. DAS findet sich in neuerer Musikke dann doch eher selten.
Und klar war der kleine Stormy gefesselt von dem neuen Pop und Rock, der uns da in Hülle und Fülle in die Ohren kroch. Catchy Melodien, tolle Arrangements, einfallsreiche Produktionen. In den melodieverliebten Basslauf von „Reflections of my Life“ habe ich mich sofort verknallt, derlei Bässe waren in den Zeiten ja häufiger zu hören. Bee Gees! Beatles!
Nur, wo sind sie hin, die catchy Melodeien, die Du nach einmaligem Hören sofort mitsummen oder pfeifen kannst? Oder braucht ein guter Song das nicht mehr heute, reicht da die zumeist gleichförmige Produktion?
Deswegen, nochmal The Marmalade mit „Rainbow“. Ohrwurm. SdT.

Naja, „Rainbow“ ist ganz hübsch, aber für mich nicht sonderlich memorabel und weit entfernt von der Größe eines „Reflections Of My Life“. Ich denke, Du unterschätzt Deine eigene Rolle als Hörer in dem Szenario. Weiß nicht, wie alt genau Du 1969 warst, aber es hat Gründe, warum den meisten Menschen die Musik am meisten bedeutet, die sie mit ca. 14 gehört hat – das lässt sich auch wissenschaftlich nachweisen und erklären (Adam Neely erläutert das gut). Die Intensität des Hörerlebnisses wie in dieser Phase, in der man so richtig der Musik verfällt, wird man später nie wieder erreichen. Geht mir ja nicht anders, 1980-1982 könnt ihr einfach nicht toppen, ihr 60s-Veteranen, auch wenn mir wiederum meine Eltern die Musik Eurer Zeit nahegebracht haben.;) Wenn Dir Deine Eltern das „American Songbook“ vermitteln konnten, bist Du schon ein besonderer Glückspilz gewesen, das ist doch eher ungewöhnlich.

Ich kann mich für die vergangenen Jahre nicht beklagen, es gibt in jedem Jahr genügend neue Songs, die mich schon beim ersten Hören begeistern oder die vielleicht ein paar Umdrehungen benötigen, deren Melodien mir dann aber nicht mehr aus dem Kopf gehen, die Details haben, an denen ich mich bei jedem Hören erneut erfreue. Aber die bekomme ich nicht auf dem Silbertablett geliefert, um die muss ich mich selbst kümmern. In den Charts läuft auch für mich nur noch selten etwas, das mich wirklich kickt. (Die 14-jährige hier im Haushalt hört das völlig anders – und das ist auch gut so …) Das Verdikt, heute würde „alles gleich“ klingen, ist definitiv falsch, zumindest sobald man den Mainstream hinter sich lässt. Es hat aber überhaupt keinen Zweck, wenn Du Dir meine Favoriten anhörst – meine Auswahl repräsentiert ja nicht „die Musik von heute“ schlechthin, sondern nur einen winzig kleinen Ausschnitt. Und das ist ganz sicher nicht Deiner.

Der erste große Song des neuen Jahres (in meinem Buch …)

Sharon Van Etten – Seventeen

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