Antwort auf: THE BEATLES – THE BEATLES / WHITE ALBUM (50th Anniversary Edition)

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pfingstluemmel
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roughaleAber live spielten sie auch in diversen Radiosendungen, kennst du die Live at the BBC CDs? Da kann man sehr gut hören, wie gut sie waren, wenn alles optimal abgestimmt war und es keine Störfaktoren gab. Nun schwenken wir mal in die Zeit, um die es hier geht, auch da können wir die Band live hören und zwar bei den Demos und bei den Sessions, das ist teilweise schon nah an perfekt, je nachdem, wie „fertig“ der jeweilige Song ist und ich meine aucvh, dass sie etwas das live spielen vermissten und daher die teilweise Rückkehr zu einfachereren Songs, ohne viel Produktionsschnickschnack, aber auch das wollten sie weiterführen und machen es ja auch bis zum Exzess Revolution No. 9 – sie waren halt Künstler und in der Musik gibt es so viele Spielarten und Produktion gehört da auch mit dazu, was damals für mich auch noch spannender war, weil es die ganzen technischen Hilfsmittel noch nicht so gab, wie heute. Also nochmal sorry, dass ich so gepoltert habe, aber so sieht man auch, dass du an der Diskussionj interessiert bist und die sollten wir definitiv nicht abwürgen, das weiss ich nun, dann sollte mir das Überlesen der mir nicht so zusagenden Passagen leichter machen

Der Titel Live at the BBC verwirrt, weil es im Grunde Studioaufnahmen sind, bei denen mehrere Takes möglich waren, wenn Fehler geschahen. (Dies wurde auch ausgenutzt, aus diesem Material entstand Live at the BBC 2.) Außerdem war es in den frühen 1960ern noch nicht so ungewöhnlich, dass Backingtracks von der gesamten Band zusammen (quasi live) eingespielt wurden. Die Spur-für-Spur-Verfahren wurden ja gerade durch die Beatles oder Brian Wilson popularisiert.
Die Beatles hatten eine sehr genaue Vorstellung davon, wie ihre Musik klingen sollte und versuchten dies möglichst detailgetreu im Studio abzubilden. Auf den Esher Demos kann man sehr schön hören, dass so gut wie jeder Song für The Beatles in seiner Form schon steht und nur noch kleinere Schönheitsfehler behoben werden: Textzeilen werden durch passendere ersetzt, hier und da das Tempo variiert, mit Klangfarben gespielt – die Tracks scheinen im Kopf der Beatles aber schon ihre gewünschte Gestalt angenommen zu haben. Was man dann später auf der LP hört, ist die endgültige Fassung. So hat der Track zu klingen, jedes weitere Rumwerkeln würde nichts mehr bringen. Die Beatles und George Martin produzierten ihr Material optimal und auf den Punkt wie keine andere Band. Was soll nun im Konzert geschehen? Da die Songs in Perfektion auf Band existieren, soweit dies eben möglich ist, können sie ihr Material nicht als Grundlage zum Jammen wie z.B. die Grateful Dead nehmen (Mal abgesehen davon, dass die mir bekannten Beatles-Jams recht uninspiriert klingen.), sie können sie aber auch nicht 1:1 auf der Bühne wiedergeben. Die Live-Situation schadet dem perfekt produzierten Endergebnis. Bleibt als einziger Grund für die Auftritte: Der Zirkus, das Spektakel, die Band mal sehen oder vielleicht sogar anfassen.
Die erwähnte kleine Frechheit vor dem Königshaus steht auch wieder im Umfeld einer geprobten Fernsehshow, eine völlig andere Umgebung als ein Live-Auftritt. Sie ist sicher auch die meistverbreitete Ansage, weil die restlichen eben langweilig waren – oder nicht mitgeschnitten wurden.
Neben dem fehlenden Demo von Johns Version von Good Night ist es auch sehr, sehr schade, dass keine Sexy Sadie-Variante mit dem ursprünglichen Text „Maharishi, you fuckin‘ twat“ aufgezeichnet wurde.

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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.