Startseite › Foren › Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat › Aktuelle Platten › Julia Holter – Aviary › Antwort auf: Julia Holter – Aviary
irrlichtIch kann mir gut vorstellen, dass viele eher über „Have you in my wilderness“ ihren Weg zu Julia Holter gefunden haben, ein Album, das für ihre Verhältnisse enorm zugänglich, melodienorientiert und an Songs klar umrissen ist (…). Dagegen ist „Aviary“ doch eine deutlich sprödere Schönheit – man muss ein wenig Geduld haben und sich durch den mitunter abweisenden und flüchtigen Charakter der Tracks seinen Weg bahnen. Ich finde, das ist kein Album, dass man nach ein, zwei Durchgängen erschlossen hat – und das will es auch gar nicht sein. Ich finde, das merkt man schon am Opener – Julia Holter packt direkt den mitunter aufbrausendsten, dissonantesten Track des Albums an den Anfang.
Dem stimme ich natürlich zu: Aviary ist ein Album, dem man etwas Zeit geben muss, seine Reize zu entfalten. Und dass Julia Holter es mit diesem lärmigen Track beginnt, steht gewiss für etwas (ich vermute mal: „Reizüberflutung“ oder Überforderung).
irrlichtDas gigantische „Everyday is an emergency“, das zunächst klingt, als hätte Tim Hecker einen tragischen Verkehrsunfall mit seinen Mitteln vertont. Grelle Laute, Sirenen, Benommenheit, Stimmfetzen, alles zu einer Wand aus Klang zusammengeschmolzen – und dann die Auflösung, wie sich aus dieser Betäubung heraus eine kraftvolle Klaviermelodie herauslöst und die zweite Hälfte des Tracks einläutet. Einer der intensivsten Momente des Albums.
Kann sein, dass ich da gestern beim Hören einen kleinen Aussetzer hatte. Der Kontrast zwischen den Signaltönen des Dudelsacks im ersten Teil, die aufgeregt etwas anzukündigen scheinen, und dem Song, der dann langsam und still heranschwebt, ist jedenfalls frappierend.
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To Hell with Poverty