Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert › Antwort auf: Musik im Wandel der Zeit: Wie Musik sich verändert
choosefruitKurz gefasst: Die Welt wird sekündlich schneller, sodass allen und allem weniger Zeit bleibt, für sich zu werben, wodurch das „auf den Punkt kommen“ eine immer srärkere Ausprägung erfährt. Ein Track mit einem zu langsamen Aufbau wird vermutlich vom gemeinen Musikhörer geskippt, während ein Track, der sofort startet, weitergehört wird und die Aufmerksamkeit bündelt.
Ich bin nicht sicher, ob „die Welt“ „sekündlich schneller“ wird. Ich glaube, schon vor 40 Jahren hätte ich einen Titel, der mir nicht auf Anhieb gefallen hat, gerne geskippt. Nur: Am Radio geht das gar nicht, und am Plattenspieler ist es mühsam. Insofern kommt die moderne Technik hier dummerweise den schlechtesten Angewohnheiten entgegen.
gypsy-tail-wind… und da kann man eher mal bei sich selbst ansetzen als dass man mit Herummeinen loslegen muss:
wie sich im Verlauf der eigenen Hörbiographie Interessen und Wertungen verschieben, wie etwas nach 20 Jahren plötzlich interessant werden kann, das man früher ignorierte oder gar ablehnte.
Mir ist unlängst erst wieder passiert, dass mir ein mehrere Jahre nicht gehörtes Rock-Album (Los Lonely Boys – s/t, 2004) großen Spaß gemacht hat; viel mehr als bein erstmaligen Hören. Das kommt aber immer wieder vor, dass mir etwas nicht gefällt, weil meine „Tagesform“ nicht dazu passt, und Tage oder Jahre später höre ich dieselbe Musik ganz anders. Komischerweise geht das meist in die positive Richtung; dass mir etwas bein ersten Hören gut gefällt und später gar nicht mehr, das kommt auch vor, aber viel seltener.
Ansonsten sehe ich ganz klar die folgenden langfristigen Richtungs-Änderungen in meiner „Hörbiografie:
1) Vom Ende der 80er bis etwa ins Jahr 2000 hatte ich weitgehend das Interesse daran verloren, neue (oder auch nur für mich neue) Pop- und Rock-Musik kennenzulernen. Dass es dann wiederkam, das lag mit Sicherheit auch an den technischen Möglichkeiten sich zu informieren, in Musik unverbindlich „reinzuhören“, und Musik viel einfacher handhaben zu können als mittels Schallplatte oder Cassette.
2) Erst mit Ü30 habe ich zaghaft angefangen mich für Jazz zu interessieren. Mal abgesehen von einzelnen, zufälligen Begegnungen früher, und von Jazzrock à la Passport, der aber letztlich aber der „Schlüssel“ zum Jazz für mich war. (Ahnung hab ich zwar bis heute keine von dem Genre, aber ich fühle mich wenigstens nicht orientierungslos.)
3) Ich war jahrelang der festen Meinung, dass ich nicht zur Zielgruppe von „schwarzer Musik“ gehören würde, und habe mich deshalb dafür null interessiert. Die Anteile von Soul und Funk in der (von mir geschätzen) Disco-Musik nahm ich wahr, habe sie aber lange nicht für mich thematisiert. Erst seit Anfang der 2000er Jahre habe ich die „Scheu“ vor diesem Genre abgelegt. Und dass das dann so schnell gegangen ist, verdanke ich auf alle Fälle dem Umfeld hier (besonders den KollegInnen bei Radio StoneFM), und vorher im Rockzirkus-Forum.
choosefruit … Verliert Musik an Wert oder wertschätzen die Hörer Musik immer weniger oder ist diese Frage kompletter Unfug?
Nach meinem Eindruck hat Musik hat bei jungen Menschen längst nicht mehr den Stellenwert wie in meiner Jugend.
Und: Sie verliert an Werschätzung, möglicherweise weil sie so leicht zugänglich ist.
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Software ist die ultimative Bürokratie.