Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Nachdem ich gestern frohen Mutes das zweite von Harold Vicks Siebziger-Alben hören wollte – und dieses mich mit schauerlichen Klängen in den ersten Sekunden gleich zum Ausschalten bewog … Al Grey, sein Argo-Album, das ich zusammen mit dem Billy Mitchell (der spielt hier mit, kein Zufall also – sein Album, „Introducing Billy Mitchell“, war in katharsis‘ BFT drin, glaubw ich) und auch als Folge des BFT aufs Handy legte. Grey ist neben Quentin Jackson und Britt Woodman – später kam noch Benny Powell dazu, der damals auch schon dabei war, aber noch keine so markante Stimme hatte – einer der grossen Posaunisten, die noch aus den Big Bands kamen, aber schon moderne Musiker waren … grossartiger Sound, ein Swing, der es mit Benny Green aufnehmen kann … das wird hier rasch klar.

Als dritten Bläser hören wir zunächst Dave Burns, noch ein feiner Musiker, den katharsis damals immer wieder erwähnte – zu recht. Auch er ist zu oft in Bands „vergraben“, in denen er solistisch nicht gebührend zum Zig kommt (in der little big band von Janes Moody etwa) … dann ist auch Bobby Hutcherson dabei, ebenfalls als guter Solist. Floyd Morris (p), Herman Wright (b) und Eddy Williams (d) vervollständigen das Septett, das sich zwar wie eine kleine Formation anhört, aber natürlich einiges an klanglicher Vielfalt zu bieten hat.

Auf den live eingespielten letzten drei Stücken (zwei davon stammen von Randy Weston – war mir gar nie so richtig bewusst, wie populär er damals als Komponist eigentlich war!) Sind zwel Fünftel der Donald Byrd/Pepper Adams Band dabei, nämlich Byrd und Herbie Hancock. Doch zu deben komme ich erst später nochmal in Ruhe … erstmal raus, in den ersten scheuen Regen.

Der einzige Wehmutstropfen ist die für mein Empfinden nicht soo tolle Rhythmusgruppe, wobei das weniger an Williams, mehr an Wright liegt, der sauber walkt, aber nicht grad spannende Linien hevorbringt dabei, und der v.a. manchmal diesen unflexibeln älteren Beat auspackt, etwas abgehackt phrasiert, so ungefähr, wie die Bassisten im Bebop spielten, wenn das Tempo mal langsamer wurde … die Spielweise kommt aber aus dem Swing und passt einfach nicht in den flüssigeren Hard Bop.

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