Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

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@gypsy-tail-wind

gypsy-tail-wind
Wieder in den Siebzigern unterwegs, aber noch vor der Eiseskälte (kam die vom Disco herübergeweht, vorgarten) – viel Fleisch am Knochen ist hier allerdings auch nicht. Tut aber auch nicht weh. Hat Vick als Leader ausser dem Blue Note-Album eigentlich noch was richtig gutes gemacht?

musste ich jetzt erstmal nachrecherchieren, kannte das album nicht. „kälte“ würde ich niemals mit disco verbinden, und wie viele kommerzielle jazzalben aus der ersten hälfte der 70er finde ich auch das hier ausgesprochen warm – was auch an leuten wie joe bonner liegt. die natürlich nicht auratisch spielen, aber schon ein bisschen hippieske emotionalität investieren. mit harold vick bin ich tatsächlich noch nie richtig warmgeworden, auch nicht mit dem blue-note-album. ganz furchtbar langweilig finde ich ihn auf abbey lincolns billie-holliday-tribut (kurz danach ist er gestorben), allerdings wird er von vielen gerade dadurch sehr gelobt. als „sir edward“ gefällt er mir eigentlich ziemlich gut, zumindest an flöte und sopran – mit dem wahwah kommt er ganz offensichtlich überhaupt nicht klar.

was da bei den beiden jimmy-owens-alben von 76 und 78 passiert, ist meiner ansicht nach etwas völlig anderes: er ist überhaupt kein funk-spieler, ihm fällt nichts dazu ein, er spielt völlig kontraproduktiv – aber es gab für ihn damals wohl einfach kein anderes mögliches setting, um überhaupt alben zu produzieren als in diesem genre, das ja irgendwo bei donald byrd anfängt und eigentlich bis herb alpert oder so führt. die kälte, die da herrscht, ist mir immer noch unbegreiflich und hat wohl viel mit aufnahmetechnik zu tun, die die stimmern der musiker im nachhinein ordnet und arrangiert und begradigt, was ja etwas anderes ist als ein traditioneller r&b-mann, der plötzlich mal ein wahwah-gerät anschließt (oder pianisten, die auf fender rhodes wechseln).

schade bei owens ist wohl, dass er nicht mit dabei war, als die new lions aufkamen oder wenigstens bei den re-traditionionalisierungen der leute wie shepp oder sanders (wo ja zum beispiel der ziemlich ähnlich positionierte eddie henderson sich mit seinen sehr eigenen qualitäten wieder einbringen konnte). keine ahnung, was da schief gelaufen ist – vielleicht waren die neuen platzhirsche im trompetenfach sehr viel weniger willkommensbereit als sie es mit alten saxofonisten waren.

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