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ford-prefect
Feeling all right in the noise and the light

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Blaze Bayley – Live Music Hall, Mörlenbach-Weiher (Odenwald) nahe Mannheim, 6.9.2018

In Bezug auf diesen Laden frage ich mich öfter: In welch unkreativem Moment müssen sich die Betreiber befunden haben, als sie ihren Rockclub auf den Namen „Live Music Hall“ tauften? Da besteht doch die Verwechslungsgefahr für Ortsfremde, besonders wenn man über das Internet sucht, mit der weit profilierteren Venue im fernen Köln. „Saukopf-Musikclub“ wäre doch ein schöner Name gewesen, in Referenz zum nahegelegenen Autotunnel gleichen Namens, der den Odenwald mit der Kurpfalz verbindet.

Von der Atmosphäre her wirkt die Live Music Hall jedenfalls rustikal, provinziell und bodenständig, was ja durchaus einen reizvoll spröden Charme entwicklen kann. Mit seinem Rock- und Metal-Programm ist dieser Saal eine wertvolle Bereicherung der Clubkultur in der Metropolregion Rhein-Neckar. 85 Minuten rockte Blaze Bayley, der von 1993 bis 1999 der Sänger von Iron Maiden war, als Ersatz für den zeitweise ausgestiegenen Bruce Dickinson. „Ich bin unabhängig, ich bin nicht abhängig von Roadrunner, Nuclear Blast, EMI oder Sony“, erklärte Sänger Blaze Bayley zwischen zwei Songs. „Wenn ihr ein Konzert-Ticket kauft, macht ihr es möglich, dass ich in euer wundervolles Land kommen kann. Wir leben den Traum als professionelle Full-Time-Musiker, die Heavy Metal machen.“ Anschließend rockte Blaze mit seiner recht jungen Solo-Combo die treffende Nummer „Independence“, zu finden auf seinem vor zwei Jahren erschienenen Album „Infinite Entanglement“, mit gereckter rechter Faust. Sein bärtiger Bassist, der Robb Flynn von Machine Head ähnelt, trägt auf dem linken Oberarm einen schlecht gestochenen Eddie vom Killers-Album-Cover.

„Wir fühlten uns wie Könige, als wir hier im Club angekommen sind, bei jedem einzelnen Mitarbeiter dieser Halle. Wir bekamen das Gefühl, zu Hause zu sein“, freute sich der Brite. Danach stimmte die Kapelle den Song „Calling You Home“ an. Bayley ist ganz schön klein und knubbelig. Das erste Mal von ihm Notiz nahm ich im Herbst 1995, als in der Bravo eine zweiseitige Reportage über Iron Maiden mit ihrem neuen Sänger stand, aus Anlass der VÖ des damaligen Albums „The X Factor“. Das Album-Cover mit Eddie auf einem stählernen Folter-Stuhl lag als herauszulösendes Poster dem Heft bei, was bei dem einen oder anderen Bravo-Leser für Unmut sorgte (konnte man an einer Leserbriefschreiberin in der folgenden Bravo-Ausgabe erkennen). Damals war ich 15 und IM interessierten mich zu jener Zeit höchstens peripher. Mein Musikgeschmack lag in diesen Tagen bei Foo Fighters, Hosen, Green Day, Clawfinger, Smashing Pumpkins und Selig.

Von der Statur her wirkt Blaze Bayley wie eine Hard-Rock-Ausgabe von Dirk Bach. „Es ist 25 Jahre her, als ich bei Iron Maiden eingestiegen war. Es war für mich eine wundervolle Zeit, mit diesen Jungs die Welt zu bereisen und Songs zu schreiben“, erinnerte sich Blaze außerdem. Seit seinem Ausstieg aus der Eisernen Jungfrau habe der 55-Jährige zehn Solo-Alben veröffentlicht, davon drei in den letzten drei Jahren (eine Trilogie). „Das ist die größte Errungenschaft meines Lebens“, urteilte der Vokalkünstler. Direkt nach dem Auftritt, der ruhig eine halbe Stunde länger hätte gehen können, gab Blaze Bayley sich in Pose werfend bereitwillig Autogramme am Merch-Stand neben der Bühne, weshalb die Warteschlange davor nicht gerade kurz geriet.

PS: Übernächstes Wochenende feiert Mörlenbach seine Weinkerwe.

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!