Antwort auf: blindfoldtest #28 – gypsy tail wind

#10570956  | PERMALINK

vorgarten

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friedrichHallo gypsy,
das von vorgarten provokant behauptete Muster Thema-Solo-Solo-Solo-etc.ff-Thema wird hier auch nicht stur angewendet.

moooment – die these „jazz heißt: jeder spielt sein solo und das ist langweilig“ stammt von dir. ich zitiere mal schnell aus einem kommentar von dir zu einem stück aus dem letzten bft:

dafür ist es zur sehr „Jazz“. Und das ist auch gleichzeitig mein Problem mit diesem Track: Jeder kriegt sein obligatorisches Solo – ach ja, natürlich auch der drummer und der Bass. Ich mag diesen Ablauf einfach nicht mehr hören, schon gar nicht, wenn sich die Soli so weit vom Ursprung / dem Thema entfernen. Ich höre einzelne Teile diese Stücks gerne, aber in meinen Ohren zerfällt das mehr und mehr und ergibt für mich weniger als die Summe seiner Teile. Sorry, das ist wohl mein eigenes Problem, aber es ist so.

ich habe den aktuellen bft schon zweimal durchgehört, komme aber erst anfang nächster woche zum ausführlichen kommentieren. ich bin sehr froh, @gypsy-tail-wind auf die idee gebracht zu haben. ich erkenne nichts, habe 2,5 stücke vielleicht schon mal gehört, eine melodie hier, ein thema dort, vielleicht einen ton. in den engen gerüsten ein großer reichtum von variationen, spannungen, frequenzen, haltungen. da will ganz viel vertieft werden, und manches will wohl auch gar nicht viel. aber wie höre ich das jetzt? achte ich auf schlüssigkeit des spiels, auf dramaturgie, auf strahlkraft, auf virtuosität, auf die spannung zwischen thema und soloteilen? manches swingt ungeheuerlich, manches eher auf kantige weise, manches kaum. nichts ist wirklich schlecht oder so richtig langweilig, auch nicht in dieser ballung. verrückt, wie sehr das alles schon abstrakte musik ist, weit weg vom blues, von call & response, obwohl das immer wieder durchscheint und angespielt wird. das schluchzen, der schrei, das luftholen, übers-ziel-hinaus-schießen und im zu-viel-wagen-eingehen ist hier (noch) nicht so angesagt. eine erste idee habe ich, worauf ich achten könnte: den überschuss, das, was über das funktionale hinausgeht. irgendwie arbeitet jede einzelne aufnahme sich anders daran ab, etwas zu produzieren, was über das einlösen von erwartungen und die wiederholung von formeln hinausgeht. und ganz besonders dankbar bin ich für #13 – allein, um das zu entdecken, hat sich die teilnahme hier schon gelohnt.

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