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John The RelevatorIch stimme dir zu, dass meine Argumentation bescheiden klingt. Alles was ich über die ersten beiden Alben denke, gehen weit über die Argumentationen der meisten Hörer hier hinaus. Mir ist die Produktion dieser Alben sowat von egal, weil die Essence dieser Alben (Texte und Arrangements) weit über dem liegen, was in späteren Zeiten abgeliefert wurde. Die Wucht oder Kraft seiner Stimme gepaart mit der gleichberechtigten Einbeziehung der E-Street Band und den Texten, die literarische Besonderheiten like Dylan sind, konnten in späteren Werken nicht mehr aufgenommen werden. Unter spätere Werke verstehe ich, die Alben nach „The River“. Schon dort offenbarten sich musikalische und textliche Schwächen. Nicht, weil ich die Länge eines Stückes als Wertmaßstab benutzen möchte, aber so haben doch sukzessive Album für Album, die musikalischen und textlichen Längen nachgelassen. Springsteen wurde „einfach“ – kalkulierbar, im Sinne von massenkompatible (BITUSA). Deswegen schätze ich seine frühen Werke so sehr und habe große Problem die Wertschätzungen spätere Alben nachzuvollziehen.
Ich mag die ersten beiden Alben auch und stimme Dir auch in Deiner Beurteilung des überschätzten River-Doppelalbums zu. Anders als Du sehe ich Springsteen jedoch als weit weniger berechenbar. Dein Eindruck von seiner Karriere nach The River mag Dir ja plausibel erscheinen, aber das Bild, das ich sehe, ist viel komplexer und vielschichtiger. Auf ein massenkompatibles Album folgt eines, das sicher diese Bezeichnung nicht verdient. Wenn es Springsteen nur ums Geldverdienen ginge, dann könnte er ein Magic nach dem anderen produzieren, stattdessen gab es Nebraska, Tunnel Of Love, Ghost, Devils und die Seeger Sesssions. Vielleicht liest Du Dir mal in Ruhe Kais Beschreibung von „The Rising“ durch – dann gelingt es Dir beim Nachhören möglicherweise zu entdecken, was dieses Werk auszeichnet.
O`Malley
Natürlich kann ich Deine Sicht der Dinge nachvollziehen. Bei mir hat dies jedoch nie durchgeschlagen, ich tue mich mit Betroffenheitskunst oft schwer.Das es 50 km von ihm entfernt passiert ist, mag ihm nahe gehen und ist uns allen nahe gegangen. Aber ebenso fliegen im Irak und Umgebung jeden Tag dutzende Menschen, darunter Frauen und Kinder in die Luft, was jedoch nur eine kleine Notiz in den Nachrichten wert ist. Die Opfer des Terrors in diesen Staaten ist um einiges höher, aber auch anonymer.
Nur weil die Opfer Amerikaner waren, sind sie nicht mehr wert gewesen, als alle anderen Opfer dieser Terroristen in anderen Regionen dieser Welt. Das mag der Grund sein, warum ich diesem Attentat auch nur eine begrenzte Aufmerksamkeit geschenkt habe. Natürlich waren wir alle entsetzt, aber müssten wir das nicht jeden Tag sein?
Das Album erschien vor dem Irak-Krieg! Das, was Du schreibst, hat mit dem Album, seiner Musik, seiner Aussage und Springsteens politischer Haltung überhaupt nichts zu tun. Springsteen hat ein ihn erschütterndes Ereignis musikalisch verarbeitet. Das kann man ihm wirklich nicht zum Vorwurf machen, vor allem nicht mit diesen Argumenten.
@Pink: Bitte schreibe bei Gelegenheit, ob Du irgendwelche Unterschiede entdeckt hast.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.