Antwort auf: ROLLING STONE im August 2018

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onkel-tom

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bullschuetz

onkel-tom Was ist denn „neue Musik“ in deinen Augen?

Ich sage mal, was ich als relevant empfinde, wenn ich es mal für einen Moment aus meiner Ü50-Komfortzone rausschaffe und worüber ich gerne lesen würde in einem Magazin für Popkultur: zum Beispiel das Phänomen 187 Straßenbande und Angrenzendes aus dem deutschen Hiphop, weil da all die Diskurse, mit denen sich unsere ganze Gesellschaft befassen muss, auf sehr eigene Art verhandelt werden, Internationalität und Identität, Migrationserfahrung, Lebensentwuerfe zwischen immateriellen Werten wie Freundschaft und krassem Materialismus, soziale Normabweichung und kapitalistische Normenuebernahme, prekarisierte Milieus und Selbstbehauptungsstrategien, Image- und Markenbildung, modernes Merchandising (Shisha-Tabak!), Jugendkultur zwischen Innovation und Traditionsbewusstsein/Bildung eines eigenen Vorbilderkanons, Imagesteuerung an traditionellen Medien vorbei durch Nutzung sozialer Netzwerke und und und. Interessant fände ich auch einen Blick auf das rund um Frei.Wild herum wuchernde und wachsende Milieu der „rechtsoffenen“ Bands, die sich zwischen linksbuergerlichem Deutschrock und traditionellem Rechtsrock eine groesser werdende Nische erspielen. Dass der Stone die Kollegahdebatte nicht mit einem final furiosen Text gekrönt hat, finde ich bedauerlich. Hat doch jeder seinen Feuilletonsenf dazugegeben, da hätte eine gut recherchierte Einordnung in einem Blatt mit popkultureller Kompetenz nicht geschadet (zur Not auch gerne verfasst von Gastautor Harry Rag). Und vielleicht hab ichs in der Vergangenheit ja nur übersehen/ueberblättert: Ed Sheeran…? Mir ist schon klar, dass bei diesen Themen jetzt viele mit den Augen rollen, ich will die Dylanbeatlesyoungdoorsstones ja auch gar nicht abschaffen und die The-Band-Geschichte neulich hat mir sehr gefallen – aber ab und zu etwas mehr über das, was die Jugend von heute gerne so hört, fände ich persönlich bereichernd. Darf ja gerne aus einer erwachsenen Perspektive geschrieben sein. Und das waren jetzt fast nur deutsche Themen. Die USA unter Trump sind popkulturell so in Aufwuehlung. Aber das wird jetzt alles zu lang. Was interessiert euch? Reicht es euch, dass es ist, wie es ist im Stone? Was fehlt euch?

Puh. Also wenn davon viel in einer Ausgabe stünde, würde ich mir den Kauf mehr als reiflich überlegen.

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Gewinnen ist nicht alles, gewinnen ist das einzige.