Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

#10502307  | PERMALINK

soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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clasjaz

soulpope Dies lagert schon länger in meiner Heimstätte …. so-la-la Tonqualität, aber was für eine wahrlich süchtigmachende Interpretation ….

Das glaube ich gerne! Ich habe nur die zweite: Die Tonqualität ist wohl ähnlich, hört sich an wie aufgenommen mit einem alten kleinen Schulkassettenrekorder aus der hintersten Reihe – oder vermutlich so wie mit einem Handy heutzutage. Irgendwo, Quelle habe ich vergessen, las ich, dass Arrau mit diesen Mitschnitten gar nicht zufrieden war. Aber sein Spiel ist von einer bei ihm ungewohnten Suchbewegung – Studioeinspielungen zeigen dagegen, dass er stets „gefunden“ hat. Mit beidem kann er mich oft und oft locken. Das Brahms-Andante besonders hört sich an, als sei es verdammt schwierig, die hymnischen Ausbrüche wiederzugeben und Arrau zerreißt sich fast den Anzug dabei, oder zumindest das Hemd. Vor allem aber finde ich die Zusammenstellung gut, die Gegenüberstellung von op. 2,3 mit der dritten Brahmsonate. Arrau spielt beide langsamen Sätze so, als seien es Varianten einer einzigen Imagination, eines imaginären Stückes, das man so und so komponieren könne – wie Beethoven oder wie Brahms. @soulpope Ich schreibe hier noch kurz, weil ich den Bruckner-Thread nicht mit Ravel zuschustern möchte. Celibidache und Benedetti Michelangeli passen für mich sehr genau zusammen – aber ich muss meine Begeisterung für ihr G-Dur-Konzert schmälern. Die Schuld darf ich auf Samson François schieben. Ich meine die Einspielung vom Juli 1959 mit André Cluytens und dem Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire: Die mir wohl liebste Box, wie ich mit dankbarem Gruß an @gypsy-tail-wind sagen darf. François ist sehr eigenartig und doch verständlich. Der Portraitfilm seines Sohnes zeigt ihn immer wieder, z. B. im Gespräch mit Marguerite Long, als einen kindlich-lachenden Mann, der mit mindestens einer Maske zugestülpt ist, die er dann im Spiel ablegt. Der zweite Satz des Ravel-Konzerts ist strenger, als Benedetti Michelangeli sich jemals die Haare zurückkämmen konnte. Der ganze Satz ist sehr viel durchdachter, auch im Orchester mit Cluytens!, als bei C. und B. M. À mon avis. Nicht auf eine Linie gespielt, als Heraustransportieren einer großen Melodie, oder vielmehr: nicht nur auf diese Linie hin gespielt, denn sie ist natürlich auch da, sondern zugleich zwei Stimmen, zwei Welten darbietend, und zwar nicht – merci Monsieur Ravel – bloß auf Soloinstrument und Orchester verteilt, sondern sowohl auf diese und dann noch einmal dupliziert im Klavier selbst. Und der Bass von François ist unerbittlich warm, in dieser Zusammensetzung.

Francois (auch) bei Ravel ein kompromissloser Träumer während ABM unbeirrbar wohlüberlegte Schritte setzt – nicht dass Francois keinen Plan hätte er setzt diesen im 2ten Satz schwebender ja fast schwerelos um und Cluytens umschmiegt ihn mit stringenter Durchlässigkeit während Celibidache seine gewählte Struktur (ein)setzt …. im Resultat für mich Symbiose versus Reibung bzw Rausch versus situativer Ko-existenz …. beides veritable Ansätze obwohl ich zu Deiner Präferenz neige ….

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  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)