Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Henry Threadgill 14 or 15 Kestra: Agg – Dirt … and More Dirt

Toll, mal wieder … völlig unfassbare Musik. Die Gruppe mit dem absurden Namen … bis zu „Kestra“ ist das ja noch klar, ich nehme an 14 sind sie, wenn der Leader nicht mitwirkt, der hier aber im Gegensatz zu den jetzt zwei Alben seiner Formation Double Up wieder mitspielt (Altsax, Flöte, Bassflöte) – allerdings weiss man eh nie, wer gerade soliert, denn neben ihm sind noch die Altsaxer Roman Filiú und Curtis Robert Macdonald dabei, auch Trompeten gibt es zwei: Jonathan Finlayson und Stephanie Richards, an den Posaunen zu hören sind Jacob Garchik und Ben Gerstein, an den Pianos David Bryant (linker Kanal) und David Virelles (rechter Kanal), Liberty Ellman spielt Gitarre und hat produziert, Christopher Hoffman spielt das Cello, Thomas Morgan den Bass, Jose Davila die Tuba und auch Drummer gibt es natürlich zwei, Elliott Humberto Kavee (links) und Craig Weinrib (rechts). Eine Liste der Solisten wäre höchst willkommen, kriegt man aber natürlich nicht, ist am Ende auch einigermassen egal. In dieser Gruppe versteckt sich also, wie diejenigen, die das Line-Up lesen und deuten können, nicht nur die ganze Band Zooid (Threadgill, Ellman, Hoffman, Davila, Kavee) sondern auch gleich Double Up (Macdonald, Filiu, Hoffman, Davila, Bryant, Virelles und Weinrib – auf dem ersten Album wirkt Jason Moran statt Bryant mit, auf dem neuen ist mit Luis Perdomo noch ein dritter Pianist dabei, der bei „Dirt“ aber fehlt). Das ganze ist zugleich auch eine Neuauflage der Band Very Very Circus aus den Neunzigern, die auch schon Doppelungen enthielt und leider nur ein offizielles Album hinterliess (Too Much Sugar for a Dime, Axiom, 1992 – Wiki: „The group consisted of two tubas, two electric guitars, a trombone or French horn, and drums.“

„Dirt“ ist die erste und längere der zwei Suiten, in sechs Teilen, „And More Dirt“ dann die zweite in vier Teilen. Die Teile haben keine Titel, die Musik fliesst weiter, es sind eher Unterteilungen, die die Orientierung ermöglichen sollen im Kontinuum, das so überhaupt nicht durchschaubar ist … es fliesst und es ruckelt, die Zeit scheint aufgelöst, wie mit dem Beat umgesprungen wird, wie die das überhaupt alles hinkriegen, ist manchmal ziemlich rätselhaft. Jedenfalls werde ich das Ding die nächsten Tage noch öfter hören und vielleicht nochmal drüben im Neuheiten-Thread berichten. Die zwei Double Up-Alben kommen dann auch an die Reihe, ich beginne mit dem ersten, Butch Morris gewidmeten („Old Locks and Irregular Verbs“, 2016), das ich gerade erst mit den beiden neuen endlich auch noch gekauft habe.

Heute Abend geht es aber ungeplant nochmal raus. Gestern sass am Nachmittag in der Pause der grosse Pierre Favre am Nebentischchen und ich berichtete davon einem Freund und guckte dann auch nach: er spielt die ganze Woche (Mo-So) in verschiedenen Besetzungen in einem kleinen Theater am Rand der Altstadt, wenige Schritte von meinem neuen Arbeitsplatz entfernt (wo eben auch das Kaffee ist, wo wir immer hingehen) … heute und morgen spielt er mit dem Quintett (u.a. mit Wogram und Schaufelberger) und da gehe ich heute hin (morgen kann ich nicht). Es gab noch Solos, Duos (auch eins mit Schaufelberger) und ein Schlagzeugquartett, das am Sonntag nochmal zu hören ist … vielleicht gehe ich dann auch nochmal, mal schauen. Der Meister wird morgen 81 Jahre alt, da sollte man solche Gelegenheiten nicht leichtfertig verstreichen lassen.

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