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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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clasjaz
Heute gekommen. Im Orchester und also mit Gielen-Absicht ist das mit kleineren Mitteln als Barbirolli gemacht, zugunsten der Vielfalt in allen Instrumentengruppen. Überall denken sie sich etwas bei dem, was sie tun; es ist ja zumindest eine Frage, wie man ein Wort wie „Macht“ im vierten Stück singt. Und Kallisch dehnt das Wort so sehr, dass es entlarvt wird. Die Einspielung geht sehr nah, auch weil sie zeigt, wie unmäßig im Trauern dieses Werk ist. Das „besorgen“ im fünften Stück singt Janet Baker wohl leidenschaftlicher, oder betonender, aber was heißt das? Man kann nicht alles gleich und immerzu gut machen; nur immer so, wie es gerade am besten gelingen kann. Diese Einspielung gehört für mich dazu. Jetzt noch der Wahn des Adagios von Mahler X, Webern morgen. Die fünf Kindertotenlieder von Rückert sind nur wenige von Hunderten. Hans Wollschläger hat sie herausgegeben, mit einer Einleitung, die ein Haupttext sein könnte (im Geno-Verlag, Wallstein hat, glaube ich, übernommen, aber es gibt den Band auch im Insel-Verlag). „Über alle Gräber wächst zuletzt das Gras / Alle Wunden heilt die Zeit, ein Trost ist das, / Wohl der schlechteste, den man dir kann ertheilen; / Armes Herz, du willst nicht daß die Wunden heilen. / Etwas hast du noch, solang es schmerzlich brennt; / Das verschmerzte nur ist todt und abgetrennt.“ Das steht da so, als könne es kein Missverständnis geben. Aber, spätere Zeiten haben einen Kult aus dem schmerzlichen Brennen gemacht, dass man’s nicht wiederlesen möchte. Zum Beispiel Thomas Mann. Oder Pop-Literaten.
Danke für Deine Eindrücke und Gedanken …. mein Exemplar schleppt sich offenbar Richtung Wien …
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)