Antwort auf: The Sound of German HipHop

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@harry-rag:

Ich empfinde Deinen Umgang mit z.B. Kollegah sehr widersprüchlich und auch befremdlich. Zum einen attestierst Du Antisemitismus, nur um später zu verharmlosen. Zitat:

„…Selbst die unsäglichen Ausfälle von Kollegah und Farid Bang haben immer noch mehr Charakter als jeder Text, den sich Helene Fischer schreiben lässt.“

Da wird von Dir ebenso eine Grenze überschritten, wie von den beiden besagten Preisträgern. Das wird auch bei folgendem Vergleich deutlich. Ich habe mir erlaubt, wieder ein Zitat von Dir zu verwenden:

„…Was die Heuchelei von Campino angeht: Der ECHO belohnt die besten Verkaufszahlen. Und wenn Heinrich Himmler höchstpersönlich die meisten Platten verkauft hätte, dann gebührt ihm der Preis. Dass man euch Idioten immer noch euren heißgeliebten Kapitalismus erklären muss…“

Besonders im letzten Zitat hast Du eine Grenze mehr als überschritten, da Du es einem der größten Verbecher und Massenmörder der Zeit des Nationalsozialismus wie Heinrich Himmler zugestehst, einen Echo überreicht zu bekommen.
Was in einer Platten von Himmler wohl textlich zu hören gewesen wäre?

Ich zitiere Dich weiter:

„…Und diese Intelligenz spricht mr-badlands den Bewohnern der Frankfurter Trabantenstädte kurzum ab, womit er seine Vorurteile glänzend inszeniert.“

Hier solltest Du mehr differenzieren, den ich schrieb: „..Zumindest spreche ich einem großen Teil der jungen Hip-Hop Hörerschaft eine fundierte Allgemeinbildung und Erziehung ab, um vernünftig differenzieren zu können.“

Ich möchte nur anmerken, dass ich beruflich in diesen sozialen Brennpunkten in den letzten Jahren viel unterwegs war und mir durchaus ein Bild machen kann. Ich habe auch nicht alle mit einbezogen. Und die sozialen Brennpunkte sind auch mittlerweile in Frankfurt zu einem nicht unerheblichen Teil in alteingesessenen, westlichen Stadtteilen zu finden und nicht nur in ehemaligen Trabantenstädten, wie der Nordweststadt.

Ich darf in diesem Zusammenhang auch „Haftbefehl“ (den ich mal ironisch hören sollte, wie Du sagtest) zitieren, er spricht von Offenbacher Jugendlichen:

„Ich bin unter Türken und Arabern aufgewachsen. Da werden Juden nicht gemocht. Es gibt auch keine dort. Ich will Ihnen verraten, wie ein 16-jähriger Offenbacher tickt: Für den ist alles, was mächtig ist und reich, aus seiner beschränkten Sicht jüdisch. Er hängt mit anderen 16-jährigen herum. Sie hassen alles…“

Von Haftbefehl stammte ja auch diese Zeile:

„Du nennst mich Terrorist, ich nenn Dich Hurensohn, ich geb George Bush n Kopfschuss und verfluche das Judentum.“

Im Nachhinein hat er dies bedauert, doch solch einen Satz schon zu denken oder zu veröffentlichen, da ist eine Grenze überschritten.

Ich habe das Gefühl, dass hier bewusst Antisemitismus bedient und geschürt wird (zumindest von einem Teil des Mainstreams, ich rede nicht von der vielfältigen Subszene des deutschen Hip/Hop) und das halte ich für gefährlich. Und es werden in den Battle Raps auch noch andere Grenzen bzgl. Gewalt, Sexualität etc. überschritten.

Deshalb ist die bürgerliche Pflicht (auch wenn sich Irrlicht und Harry-Rag nicht dazu zählen), oder besser, die demokratische Pflicht, dagegen die Stimme zu erheben.

Und ich muss dazu auch kein Kenner der sonst so vielfältigen deutschen Sub-Kultur des Hip-Hop sein, um diese Meinung zu vertreten.

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