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Anonym
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gypsy-tail-windDoch doch, wir unterhielten uns damals, als die CD erschien, darüber – aber gekauft habe ich sie erst viel später und angehört noch gar nicht … Ashkenazy war meine erste „go to“-Einspielung, Varduhi Yeritsian kam letztes Jahr noch dazu, auch eine Gesamteinspielung der Sonaten, die im GMG-Forum sehr gut ankam, hier erst ein- oder zweimal lief, aber soweit auch gefiel. Aber gut, alles klar, was Begeisterung und Annäherung betrifft!
Jetzt, da Du es sagst, erinnere ich mich zumindest dunkel. Yeritsian kenne ich gar nicht – und im GMG-Forum war ich schon lange nicht mehr, obwohl dort so viele mit größtem Interesse und bestaunenswerter Kenntnis sind.
soulpope – dieser Zustand bei mir in dauernder Vertiefung, was ich mal im Jazzthread eher unpräzise als „innere Jukebox“ bezeichnete, welche jederzeit nach einem Zufallsprinzip in mir lostönt (und deren Musikportfolio in stetigem Wachstum ist) …. Bruckner ist in mir derform verinnerlicht und wohl nicht zufällig erschalle ich oft so in den Bergen (aka Tiroler Alpen) ….
Ja, das wächst, bei mir auch. Mir fällt für das, was da vor sich geht und in einem sich abspielt, gerade Musils Wahrnehmungsbehelf des Konvex-Konkaven ein. Einerseits wölbt sich die Wahrnehmung im Hören immer weiter aus und wie zugleich senkt sie sich ein, sodass die Gegenwart des Hörens irgendwann immer schon Erinnerung ist, die dann, weiter in der Verkettung, sofort wieder hervorgerufen werden kann. Und da wir nicht in aseptischen Räumen leben, gibt es Bindungen an Orte und Landschaften (die Dir nahen Tiroler Alpen zum Beispiel), manchmal auch Verklebungen, mit denen ihrerseits dasselbe an Verkettung vor sich geht. Wenn man’s bedenkt, könnte man sich abermals an den Kopf fassen, zu was allem Lebewesen fähig sind. Sprich, ich würde ja gerne mal wissen, was die Hunde hier von Bruckner et al. halten.
soulpope
Das war jetzt halt ziemlich offensichtlich …. stupend welches Gefühl Otmar Suitner für Bruckners Kompositionen hat und er die Staatskapelle Berlin in Handumdrehen zu einem Weltklasseorchester macht …
Glaube ich sofort. Tatsächlich hatte ich eben auch die Siebte aufgelegt, lange nicht gehört von Solti – weil ich beim ersten Hören enttäuscht war. Und er dringt auch heute nicht bei mir vor, sodass ich nach dem ersten Satz abgebrochen habe:
So vieles entscheidet sich schon in den ersten Takten und bei 7 ist Bruckners Idée fixe, zu beginnen und vor allem auch fortzufahren, als sei eine Welt zu erschaffen, eben besonders im Anfang wichtig. Anders als Mahler, zu dem ich immer noch Parallelen höre, hängt Bruckner aber am Gedanken der Kantilene, irgendetwas stört ihn oder verstört ihn dennoch, sie schlicht wiederzugeben oder darzustellen, und so setzt er immer wieder an im selben Thema, mit Abwandlungen zwar. Aber es ist das große Selbe. Und das höre ich bei Solti und den Wienern hier nicht, der Beginn ist völlig lapidar; was man ja machen könnte, aber dann müsste es mehr kratzen. Und die immerwährenden Neuansätze bzw. Abwandlungen Bruckners im melodischen Tanz hören sich für mich immer noch so an – bei Solti – wie aneinandergestückte „Musikbeiträge“. Und das ist für mich nicht Bruckners Siebte. Bruckner haut aber – da ist dann gewiss ein Unterschied – nicht wie Mahler Brüche auf den Tisch, und genau deshalb sollte man ihn wohl nicht zerstückeln, als hätte Bruckner hier eine Idee, dann da wieder, usw. Ich glaube, ich sagte es schon – auch wenn das falsch sein mag -, Bruckners Musik ist mir wie eine Suche nach dem großen symphonischen Lied. Ohne, dass ich diese Suche bewerten möchte. Es ist eine Möglichkeit, und keine geringe.
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