Antwort auf: Cecil Taylor

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gypsy-tail-wind
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Die weisse Unterhose hatte er auch an, als ich ihn 2006 in Strasbourg sah, leider zum einzigen Mal (der Willisau-Auftritt vor ein paar Jahren wurde ja abgesagt bzw. Braxton als Ersatz angekarrt) – das war auch für mich, nach damals schon einem Dutzend Jahren des Jazzhörens und vertraut mit wenigstens zahlreichen älteren Aufnahmen (und wenigen jüngeren wie dem „Willisau Concert“) noch ordentlich schwierig und verstörend … dieser gnomenhafte alte Mann – immer noch mit Dreadlocks – der sich zu bewegen schien als gäbe es keine Linien und keine rechten Winkel, kein Aufrecht (aber geradesowenig ein Waagrecht, eine Ebene), der sich dem Flügel näherte fast wie ein Torero dem Stier … unverständlichen Sätze murmelte er dabei, während seine Tanzschritte allmählich zusammenfielen. Tony Oxley war damals am Schlagzeug dabei und das Team eines französischen Pay-TV-Senders (mezzo?) filmte das ganze, die grosse leere Bühne im Betonbunker des Rundfunks wurde dazu komplett in blaues Licht getaucht – was mich damals total ärgerte: ein Konzert ist doch primär für die Leute da, die da sind, nicht für die kommerzielle Zweit- und Drittverwertung … aber was wohl auch noch zur Absurdität des ganzen beitrug. Doch absurd war das am Ende dann natürlich überhaupt nicht, im Gegenteil, musikalisch war das sehr toll.

Schade, dass es keine weitere Chance gab, Cecil Taylor im Konzert zu erleben.

Seine Musik hören mag ich heute nicht, das geht irgendwie nicht – ich bin stattdessen bei Mozart, Mozart hören und an Taylor denken geht irgendwie gut.

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