Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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Anonym
Inaktiv

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gypsy-tail-wind Es fehlt immer noch der letzte Schritt für mich, aber im Vergleich mit anderen bekannten Aufnahmen funktionieren diese hervorragend, Goulds Spielweise passt perfekt zur Musik, ich habe bei ihm ja auch nie den Gedanken: „wie klänge das jetzt auf einem Cembalo“, der sich mir manchmal schon aufdrängt, wenn ich Barockmusik auf modernen Instrumenten höre.

Bei mir ist es noch schlimmer: Ich denke bei Musik nie ans Cembalo, ohne es irgendwie diskreditieren zu wollen. Es sagt mir schlicht nichts, ich registriere, wenn es da ist, aber meine Hauptbefriedigung besteht dann darin, wenn es nicht stört. Das wird ein Mangel in meiner Erfahrung sein, sei’s drum. Und zur Auswahl und Unterscheidung von Interpreten komme ich also erst gar nicht.

Besonders frappant für Beispiele, die mich nicht die Frage nach dem Klang auf dem Cembalo stellen lassen, sind die Cellosonaten von Bach, Gould und Rose. Die präzise Schwermut, wobei die Agogik so fest sitzt, dass „Schwermut“ wieder das falsche Wort ist, etwa im Andante der zweiten Sonate (BWV 1028) oder im Adagio der dritten (BWV 1029), macht es mir undenkbar, dies sei auf einem Cembalo, gleich welcher Bauart, zu erreichen. Hinzu kommen hier sehr deutlich die Freiheiten, die Gould wählt. Aber wenn’s dadurch frei wird, warum nicht. Die beiden Sätze – in dieser Interpretation – gehören für mich zum Oberparnass der Kammermusik für zwei Instrumente. Aber wenn ich das so sage, muss ich gleich einmal dies auflegen:

Ich erinnere mich aber nicht und höre wieder nicht, dass Baumgartner auch nur annähernd an die Ab- und Aufschattungen Goulds herankommt, er spielt so nebenher. Casals, dessen Ton oft so ist, als hätte er das Cellospiel gar nicht wirklich lernen müssen, frappiert zwar. Das Andante ist auch, obwohl realzeitlich fast identisch mit Rose/Gould, eher ein Adagio, einmal mehr ein musikalisches Zeiträtsel.

Bei der Gould-Box staune ich immer – ich habe aber die Aufnahmen alle, nur in den alten Editionen der Columbia und dann die „weißen“ Sonys. Ein Remastering ist mir nicht so wichtig, aber wenn ich heute noch einmal kaufen würde, wäre die Wahl sicher klar.

Und danke noch sehr für die Auskünfte zu Jenny Abel viel weiter oben! Ich weiß nicht, ob sie heute noch auftritt, sie lebt im Schwarzwald im Haus ihrer Kindheit, oder so. Ich habe zurzeit – Abel spielt die Violine – noch hier, nur ausgeliehen und warte auf den Moment, in Ruhe zu hören:

Ich kenne Rosenfeld gar nicht und berichte dann.

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