Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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Anonym
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Heifetz, klar, ist schon auch klar, da wäre dann auch noch ein früher Kremer und so viele andere … ich nannte die frühe Menuhin-Aufnahme nur deshalb, weil da auf einmal und sofort etwas klar war. Das dürfte für jeden anderen ganz anders sein, womöglich auch HIP-Einspielungen. Um es andersherum aufzuzäumen: Es gibt Werke, deren Interpretationen Grenzen in persönlichen Erfahrungen haben, die sie kaum noch überschreiten können. Womit sich, natürlich, sofort irgendwas Logisches in den Schwanz purzelt.

Café Zimmermann, obwohl ich es nur aus dem Radio kenne, bin ich immer sehr zugetan, aber das Punctum ist bei mir mit den Violinkonzerten eben eingelöst oder verspielt. Ich kenne nicht alle „Wiedergaben“ (oder „Widergaben“?), die Du noch nennst, aber selbst die, die ich noch nennen würde, wären immer nur Abbild dieser ersten persönlichen Erfahrung.

Trotzdem kenne ich gewiss keine Sakrilege. Aber auch bei den Klavierkonzerten, teils Dubletten der Violinkonzerte, bin ich schlicht aufgezäumt: reiche mir den Gould und ich reiche Dir die Hand. Bei allen anderen bisher genügt das Vergnügen an Bach selbst, der sich dann jeweils aus dem Imaginären melden muss, weil sie es auf Erden mit HIP oder diesen oder jenen Details zu tun haben.

Viel mehr Probleme als Du habe ich allerdings bei den Vokalwerken, ich meine die Interpretationen, die wenigen, die ich im Vergleich zu Dir kenne. Bei ihnen kann man viel mehr „falsch“ machen als bei den puren Instrumentensachen, schien und scheint mir. Ich meine das gar nicht von oben oder so, ich stehe da einfach immer wieder vor einem Rätsel. Ich bin froh für die h-Moll-Messe, dass es Corboz gibt, für Kantaten danke ich diesem und jenem und jener, usw. Aber das zerläuft sich für mich viel mehr ins Ungewisse, als ich aus irrationalem Gedöns gewiss bei den Violin- und Klavierkonzerten bin. Und vor allem bei der dritten Gamben- oder Cellosonate, zweiter Satz.

Die Pausensache bei Schnabel. War das nicht Burghart Klaußner, der sich für die Einstreuungen hergegeben hat? Egal, die Rede ging jedenfalls so, dass man Schnabel die falschen Töne zuweilen gerne vorhielt, worauf er sagte, mag sein, dass andere sie besser spielen, aber er könne die Pausen besser spielen. Und das genügt ja auch.

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