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Sa, 16:05 Uhr
DLF – „Corso: Kunst & Pop“ – Das Musikmagazin
heute u.a. mit Anna von Hausswolff.
„Dead Magic“ von Anna von Hausswolff
Die Faszination des Abgründigen
In ihrer Musik steigt Anna von Hausswolff hinab in die dunkelsten Ecken der menschlichen Seele. Ihre Songs balancieren immer an der Schwelle zum Armageddon. Auch auf dem neuen Album „Dead Magic“ lebt sie ihre Faszination des Abgründigen aus.
In ihren gespenstischen Stücken scheinen Armageddon, Tod und Teufel stets hinter der nächsten Ecke zu lauern. Das gilt auch für ihr neues, viertes Studioalbum „Dead Magic“. Daraus sollte man jedoch keine Rückschlüsse auf ihre Persönlichkeit ziehen. Die 31-Jährige hat ein offenes Lachen, macht Witze und gibt gerne Tipps für Plattenläden in ihrer Heimatstadt Göteborg. Musik ist für Anna von Hausswolff ein Vehikel, um die Schattenseiten des Daseins zu erkunden und zu verarbeiten.
„In meinem Alltag bin ich eine fröhliche Person und versuche auch, immer freundlich zu sein. Aber in meiner Musik bin ich frei und kann alles ausleben, was in meinem Alltag nicht möglich ist. Ich finde es großartig, dass ich dort in die dunkleren Ecken vordringen kann und benutze gerne aggressive Rhythmen und Melodien. Alles ist erlaubt und ich mag diese anarchische Seite der Musik.“
Technik und Meditation
Seit ihrem Debütalbum „Singing from the grave“ aus dem Jahr 2010 hat sich der Ton ihrer Musik immer mehr verdunkelt. Zuerst klang Anna von Hausswolff noch wie eine typische skandinavische Songwriterin, die ihre melancholischen Songs recht klassisch präsentierte. Mit dem Wechsel vom Klavier zur Kirchenorgel änderte sich das. Die Kompositionen wurden immer länger, der Sound größer. Dazu singt sie vom Tod, von Geistern und der unbeteiligten Grausamkeit der Natur. Den Hang zum Okkulten teilt Anna mit ihrem Vater, dem Performancekünstler Carl Michael von Hausswolff.
„Als Kind bin ich zu all seinen Konzerten gegangen und habe an seinen seltsamen Performances teilgenommen. Ich habe schon früh verstanden, dass Musik etwas Meditatives hat und heilen kann. Meine Mutter kommt eher aus der klassischen Ecke. Sie hat mich ermutigt, Klavier zu lernen und mir gezeigt, dass man auch technische Fertigkeiten braucht. Beides war wichtig und hat mir geholfen, dorthin zu kommen, wo ich heute bin.“
„Ich glaubte, dass ich meine Kreativität verloren hatte“
Das letzte Album „The Miraculous“ war von einem Buch des schwedischen Autors Walter Ljungquist inspiriert. Von Hausswolff erforscht darauf einen magischen Ort aus ihrer Kindheit, der nicht genauer benannt, sondern nur als „the miraculous place“ bezeichnet wird. Mit diesem Album tourte sie durch die ganze Welt – und das wiederum hatte direkte Auswirkungen auf die neuen Stücke, erzählt sie.
„Nachdem die Tour zum letzten Album zu Ende war, kam ich nach Hause und habe ich ich mich leer und ausgelaugt gefühlt. Das war ganz neu für mich. Ich glaubte eine Zeitlang, dass ich meine Fantasie und Kreativität verloren hatte. Das war schrecklich! Ich habe zwar Musik gemacht, aber ich konnte ihren Zauber nicht mehr fühlen. Also habe ich mich noch mehr angestrengt und bin immer extremer geworden. Dadurch hat mir die Musik letztlich aus diesem Loch herausgeholfen. Das ist das Thema auf ‚Dead Magic‘, dieser trostlose Zustand.“
Musikalisch ist „Dead Magic“ eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers. Sakraler Doom-Pop mit zermürbenden, wuchtigen Schlagzeugbeats, dominiert von einer monumentalen Kirchenorgel, die Anna von Hausswolff in der Frederikskirche in Kopenhagen aufgenommen hat. Dazu schraubt sich ihre kraftvolle Stimme unheilvoll kreischend in die Höhe und lässt einem die Haare zu Berge stehen.
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