Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

#10411689  | PERMALINK

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gypsy-tail-wind KV 595 war auf Anhieb keines meiner liebsten Konzert von Mozart, näher wurde es mir aber durch das grossartige Konzert mit Maria João Pires (und Haitink) neulich. So schnörkellos und gradlinig sind die Wiener unter Böhm aber nicht, da ist schon ein klein wenig zuviel Zuckerguss, dünkt mich. KV 365, das Konzert für zwei Klaviere in Es-Dur, ist mir noch nicht sehr vertraut, das höre ich dann direkt auch, und die Fantasie f-Moll (D 940) von Schubert, mit der die CD schliesst, dann auch gleich.

Ich bin insgesamt wohl auch eher bei den 400er-Konzerten, aber hier im letzten Klavierkonzert ist es einmal mehr der zweite Satz, der mich verbindet. Zum ersten Mal  ist mir das wohl mit Schnabel und Barbirolli aufgefallen. Ich müsste da überhaupt mal etliche Einspielungen erneut hören, Anda gewiss auch, und sehr gewiss auch den frühen Perahia. Dass Pires (und Haitink – der seltsamerweise meinem Hörleben bisher ständig geschickt ausweicht, ich kenne kaum etwas mit ihm) da ohne Schnörkel ist, glaube ich gerne.

Zu Gilels und Böhm: Zuckerguss möchte ich das weniger nennen, wenngleich Gilels teils etwas zu sehr auf Spieluhr macht. Gerade das, gestehe ich, finde ich an der Einspielung reizend. Weil er es mit einem glasklar-feinem Anschlag vorträgt oder eher: anträgt. Das ist kein gefährlicher Lauf über ein hoch gespanntes Seil, das stimmt schon. Aber die hie und da von Mozart in diesem Konzert versteckte Don-Giovanni-Abgründigkeit dürfte auch schwerlich ohne Manierismen herausgespielt werden können, weil Mozart zugleich überall eine Art verbindliches Noli me tangere drüber und hinein gelegt hat.

Mit dem Doppelkonzert habe ich mehr und mehr Schwierigkeiten, ich kann bei dem Operntrillergeklingel zu Beginn meist nicht weiterhören. Da Du nun Bernstein erwähnst – ich schätze ihn selten bei Mahler, dessen Weihepriester er ja doch und sehr sicher ernsthaft gewesen ist, aber dann doch immer so leicht auf Abwegen -, das Klavierquartett mit den alten Juilliardleuten kenne ich und schätze es wirklich. Das Doppelkonzert mit ihm kenne ich nicht. Aber ich hatte Lust nachzusehen, was noch da ist:

Telefunken-Decca (TELDEC) hat da wohl eine Lizenz von Columbia erworben, was soll’s, da mag ich nicht forschen, dürfte aber also aus der Zeit Deiner Einspielungen sein. Und das greift natürlich sehr beherzter zu, als Böhm das bei Mozart je gemacht hat. Und Bernsteins Klavierton ist von einer Trockenheit, die amerikanisch ist, damals, sein Freund Gould kann ein Lied davon singen. Ici, plaisir dabei.

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