Antwort auf: ERDMÖBEL – Hinweise zum Gebrauch

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liam1994

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Ich habe die Platte noch gar nicht gehört. Aber Spiegel Online findet sie nicht so dolle. Schon lustig, wie unterschiedlich man so Platten hören und empfinden kann:

 

Erdmöbel, das ist eine Band, die bisher in etwa so klang wie sich Leben in Nordrhein-Westfalen anfühlt. Wer zum Beispiel noch nie in Münster war, höre „Altes Gasthaus Love“ oder „Das Ende der Diät“ und setze sich damit quasi direkt auf eines der zahllosen Fahrräder im Kreuzviertel. Markus Berges Gesang ist westfälisch trocken, seine Texte Straßenverkehrslyrik. Poetisch ja, aber nie glanzvoll, nie nass. Die Musik dazu war Easy Listening, häufig mit Bläsern aufgeblasen.

„Hinweise zum Gebrauch“ heißt nun ihr zwölftes Album. Es gibt ein Liebeslied, das „Rasenmäher“ heißt, und Barack Obama auf dem Cover. Denn das letzte Lied der Platte heißt eben auch so, „Barack Obama“, ist dann aber ein Song über den jüngst verstorbenen Jazz-Sänger Al Jarreau. Das ist natürlich nett versponnen, im Grunde kann man aber Barack, den PR-Beipackzettel, in dem über das Private und das Politische geschwafelt wird, und den Rasenmäher vergessen. Erst dann wird das Album zu dem, was es wohl eigentlich werden sollte: Eine Hommage an Rolf Zuckowski. Und damit Kinder- und Jugendmusik für Kinder und Jugendliche, wie sie sich ein schütterer Programmverantwortlicher beim WDR vorstellt.

Das musikalisch unattraktivste Lied dieser Gattung ist „Party deines Lebens“: Berges Krümel-Schubladen-Metaphorik kann leider nicht verhindern, dass man sich beim Hören von Glöckchenbeat und Klatsch-Refrain unwillkürlich Herrn Zuckowski „auf dem Dancefloor“ vorstellt, wie er mit Kindern tanzt, die eigentlich lieber YouTube gucken würden.

Aber verzagt nicht, Kinder, es gibt ja auch noch ein YouTube-Lied! Es heißt „Tutorial“ und ist eine Anleitung zum Weinen. Es endet im chorischen Countdown, und zwar – wie bei einem echten YouTube-Tutorial – erst nach fast neun Minuten. Nur eben ohne Bild. Am deutlichsten tritt das Zuckowski-Thema aber in „Svenja und Raul“ hervor: „Heute soll es regnen stürmen oder scheinen“, zitiert Berges hier aus Zuckowskis großem Geburtstagshit: „Wie schön, dass du geboren bist“.

Die Vorab-Single „Hoffnungsmaschine“ mit Judith Holofernes war der Öko-Elternabend zum Album. Irgendwie ist man musikalisch also doch noch immer in Münster. Man sitzt nur nicht mehr in Bussen und trinkt Bier, sondern bastelt irgendwas Kurioses und schreibt „Hinweise zum Gebrauch“ dazu. <i>(</i> <i>3.0) Julia Friese</i>

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Nie mehr Zweite Liga!!!