Antwort auf: Klassik-Neuheiten

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gruenschnabel

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gypsy-tail-wind
Peter Hagmann schreibt im neusten Eintrag seines Blogs über die jüngste CD von Krystian Zimerman mit Schuberts letzten zwei Klaviersonaten:

Peter HagmannHier: bei den beiden letzten Klaviersonaten Franz Schuberts, jener in A-dur und jener in B-dur, D 959 und 960. Begegnet man den Werken in dieser Aufnahme mit Krystian Zimerman, muss man immer wieder tief durchatmen. Am Ende erhebt man sich als ein anderer: tief berührt, verzaubert, erschüttert. Gerade weil er den Flügel in einer so unwiderstehlichen Lieblichkeit zum Singen bringt, gerade weil er seine leisen Töne in einer Vielfarbigkeit sondergleichen klingen lässt, dringt Zimerman in emotionale Bereiche vor, die dem Wort definitiv verschlossen bleiben. Das gelingt diesem Ausnahmepianisten, weil er sich nicht selbst darstellt, weil er nicht die als ungewohnt auffallende Formung sucht, sondern ganz nah am Text bleibt und sich in dessen Dienst stellt.

Den vollständigen Text findet man hier:
http://www.peterhagmann.com/?p=1505

Die äußerst subtile Anschlagskultur hat auch mich hingerissen. Ein fantastisch verinnerlicht wirkender Schubert, ganz großartig diese Einspielung. Der Hinweis auf die tolle Produktion des Albums ist meinen Ohren nach auch sehr, sehr angebracht. Die Musik wird einem in der Tat dadurch sehr „nahe gebracht“.
Den Hinweis auf die Anknüpfung an Richter nehme ich mit Interesse auf (sofern der von mir erinnerte Richter wirklich der von 1961 ist). Einerseits: Ja, dieser gänzlich verinnerlichte Gestus, dieses gründlich-langsame Erspüren, diese konzentriert-kontemplative Verklanglichung seelischer Tiefenschichten in feinsten Nuancen – das sehe ich als Verbindung zwischen beiden Interpreten auch. Aber dann der Hinweis auf Richters „Extravaganzen“, mit denen Zimerman nichts zu tun hat. Bei Richter erinnere ich diese mich wirklich etwas quälenden rhythmischen Bäuche im Kopfsatz der B-Dur – da war der Fluss für meine Ohren empfindlich gestört. Richter habe ich wohl bislang mit für mich verkehrten Stücken kennen gelernt (z.B. WTK, Schubert B-Dur, Prokoview d-Moll-Sonate). Zimerman hingegen überzeugt und berührt mich zu 100%.

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