Antwort auf: Pharoah Sanders

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vorgarten

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80’s round-up

auch ab mitte der 80er ist sanders unermüdlich live unterwegs, mit ständig wechselnder quartett-besetzung, obwohl john hicks und william henderson regelmäßig den klavierstuhl besetzen (und auch curtis lundy und idris muhammad immer wieder in den line-ups auftauchen). zu den pianisten gehörten aber auch kirk lightsey, charles eubanks und michel grailler, am bass tauchen santi debriano, herbie lewis, ray drummond und michael bowie auf, an den drums u.a. terri lynn carrington und alvin queen. ende der 80er scheint sich mit stafford james und eddie morre wieder eine feste working band herauszuschälen, was allerdings durch den frühne tod von moore (1990) vereitelt wird.

im netz findet man noch sanders‘ schöne zusammenarbeit mit dem trio von joanne brackeen (clinton houston & victor lewis):

während dieser zeit schwächelt das theresa-label, sanders kann nur noch ein album aufnehmen (A PRAYER BEFORE DAWN). in die bresche springt das holländische timeless-label, dass dreimal die sanders-band auf europa-tournee abgreift. aber der reihe nach:

mein eigentliches lieblingsalbum von sanders wurde 1987 im niederländischen monster aufgenommen, mit der perfekt eingespielten band aus john hicks, curtis lundy und idris muhammad. die inspiration im playing merkt man vor allem in den ausgewalzten codi der stücke, wo zwischen den beteiligten nochmal augenzwinkernd material hin- und hergeschoben wird, das einfach nicht totzuspielen ist. muhammad sorgt durchgängig für spannende grooves, die die simplen 2-akkord-strukturen nicht einschlafen lassen, und sanders ist vom ersten nebeltonschrei des openers an in fahrt und hält die intensität bis zum schlusstrack, den er im duo mit muhammad bestreitet. das alles ist musik, die vorher und nachher niemand anders hätte spielen können, dabei spielen sie hier nur das ein, womit sie sowieso schon seit jahren unterwegs sind.

ebenfalls 1987 kam dieses date für signature zustande, das meiner ansicht nach weniger überzeugend gerät. diesmal sitzt henderson am klavier, donald smith steuert ein paar sehr billige synthie sounds bei, die rhythm section besteht aus tarik shah und gregg bandy. das programm reicht von einem reggae über „equinox“ von coltrane bis zu ein paar schläfrigen balladen mit harfenimitationen. leon thomas taucht auf und singt einen inspiratonsfreien blues und ein synthieverwässertes „clear out of this world“.

wenn schon kitsch, dann aber richtig. das letzte album für theresa beschränkt sich auf intime schnulzen, für die henderson, deutlich geschmackssicherer, wieder für overdubs seinen kurzweil auspackt. bis auf ein stück mit percussion und indischen instrumenten ist hier alles im duo eingespielt (ein stück auch live mit john hicks), und wenn man – wie ich – einen sanders-ton-fetisch hat, kommt man hier so richtig auf seine kosten. filmsongs, whitney houston („the greatest love of all“!), coltrane, alles sanft umspielt, heiser, kratzig, voll, gehaucht, klar, meist alles auf einmal, ein ton, den man in vielen verschiedenen layern aufnehmen kann.

das zweite timeless-album entsteht 1989 in paris. hier sind sanders und henderson mit stafford james und eddie moore zu hören, außerdem haben sie den in paris lebenden senegalesischen percussionisten cheikh tidiane fale eingeladen. die band ist auf tour und völlig durch, die session dauert die ganze nacht, moore spielt auf einem fremden drum kit. die nachtstimmung ist klar zu identifizieren, gleich am anfang gibt es drei songs über den mond. ich liebe dieses album sehr, weil es so reduziert ist, aber gleichzeitig glimmt und schimmert und ganz nahe an der trance ist. die congas sind ein schönes feature, aber es ist vor allem moores idiosynkratisches getrommel, das immer wieder für spannung sorgt. sanders besingt den mond in verschiedenen sternzeichen, henderson ist im klavierhimmel, in „the night has a thousand eyes“ hängen sie ab der hälfte in einer sich verselbständigenden coda fest, zum schluss gibt es auch noch abdullah ibrahims traumverlorenes „moniebah“, eine perfekte wahl.

zum schluss nimmt sanders noch für timeless im französischen yerres sein „ballads“-album auf, einmal kompletter coltrane-channel, mit entsprechendem material: „soul eyes“, „my one and only love“, „i want to talk about you“, „nancy“ usw. das album hat seine fans, ich brauche es nicht unbedingt. wainwright hat den gerade verstorbenen eddie moore ersetzt, viel zu tun hat er hier allerdings nicht. für mich wird es erst am schluss interessant, wenn sich sanders in den letzten beiden stücken von coltrane löst: „lament“ in einer geisterversion, ein „bird song“ fast sieben minuten im solo (klappengeräusche, growls usw. inklusive).

bevor sanders in den 1990ern immer mehr als klangfarbe in hybriden produktionen eingesetzt wird, die umarmung durch bill laswell einsetzt und verve nochmal einen vertrag spendiert, endet das jahrzehnt für ihn mit einem gemischten output. er bleibt im geschäft, konsolidiert allerdings auch das, was mit wenigen mitteln aus dem ärmel zaubern kann und hält sich damit im geschäft.

recht witzig ist der auftritt von sanders in david sanborns „night music“ sendung 1989. sie spielen „thembi“ und am ende noch ein bisschen aus dem „creator“, und sanborn macht wie üblich eine ziemlich gute figur dabei:

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