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Zürich, Tonhalle-Maag – 03.02.2018
Tonhalle-Orchester Zürich
Andrés Orozco-Estrada Leitung
Hilary Hahn Violine
Leoš Janáček „Taras Bulba“
Sergej Prokofjew Violinkonzert Nr. 1 D-Dur op. 19
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Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 7 d-Moll op. 70
Am Samtagabend hatte ich endlich die Gelegenheit, Hilary Hahn im Konzert zu hören – das Programm wurde am Sonntag noch einmal aufgeführt, der Rezensent der NZZ meinte zu Beginn des Prokofiev-Konzertes Koordinationsschwierigkeiten zu hören, vielleicht hat sich das geändert? Das Violinkonzert wurde allerdings schon am späteren Freitagabend gespielt, im Rahmen eines „Tonhalle Late“-Konzertes (da gibt es Happen aus einem regulären Konzert kombiniert mit Elektronik und wohl DJs, die auflegen … war noch nie an einem solchen Anlass). Die erwähnten Blicke zwischen Hahn und Orozco-Estrada gab es auch später im Konzert noch, sie schienen mir nicht der Lösungssuche zu dienen – aber egal, das Violinkonzert war auf jeden Fall das Highlight des guten Konzertes, Hahn bewies – überraschend vielleicht für all jene, die stets von der „Makellosigkeit“ ihres Spiels labern, wie die NZZ es ja erwähnt – Mut zur Hässlichkeit in der Tongestaltung, ihr Spiel war zupackend und bei aller Nuanciertheit und bei allem klanglichen Reichtum zugleich sehr direkt. Als Zugabe spielte sie – auch da wieder beeindruckend in der Ausgestaltung – einen Satz aus einer der Bach’schen Sonaten, die es auf CD von ihr ja nicht vollständig gibt (und die betreffende CD ist bei mir auch keine Lieblingsaufnahme weder der Werke noch von Hahn).
Davor gab es Janáčeks Helden-Epos „Taras Bulba“, mir bisher nicht vertraut und vermutlich auch künftig kein Lieblingsstück, aber in der Darbietung war das beeindruckend: wie Orozco-Estrada den Einstieg gestaltete, das Orchester aus dem Nichts (und in das noch nicht ganz stille Publikum hinein) zu klingen anfing – da war ich schon einmal ziemlich sprachlos. Die Solisten innerhalb des Orchesters waren erstklassig, besonders gut gefiel mir der Konzertmeister Andreas Janke. Den Abschluss machte nach der Pause die siebte Symphonie von Dvořák, auch hier gelang eine überzeugende Darbietung, aber auch dieses Stück wird wohl kaum je zu meinen Favoriten gehören.
Die Konzerte von Prokofiev muss ich mir aber bald wieder einmal vornehmen, Nr. 2 hörte ich vor ein paar Jahren von Kopatchinskaja in der Tonhalle, hatte damals aber einen ungünstigen Platz und konnte den Solo-Part manchmal nicht gut hören … ihre CD-Einspielung steht allerdings im Regal und gefällt mir sehr gut bzw. tat das, als sie zum letzten Mal lief. Von Nr. 1 ist meine jüngste die aus den 80ern mit Frank Peter Zimmermann und Maazel – und die lief bisher noch gar nie.
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