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gruenschnabel
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Zum „Interpretieren“ will ich hier dann nicht weiter philosophieren, das würde zu weit führen.Danke trotzdem für die Zeilen zu Fausts Mendelssohn … auf einen Vergleich mit Hahn wollte ich gar nicht hinaus, dass das völlig unterschiedliche Ansätze sind, ist mir klar. Vielleicht gebe ich der CD ja gelegentlich doch mal noch eine Chance (auch wenn ich von der Reformation gewiss keine Aufnahmen mehr brauche).
Na, ich weiß ja von dir, dass du ein paar Hundert Mendelssohn-Einspielungen besitzt. Ich kann dir sicherlich keine Empfehlungen aussprechen, das wäre lächerlich. Ich weiß nur, dass mich Faust schon mit ihren ersten Tönen hatte, die silbergrau am Nachthimmel leuchteten. Dieser „schmale“ Ton, mit dem sie ja überhaupt nicht annähernd das machen kann, was Hahn an Spektrum zur Verfügung steht, zeichnet die Phrasen manchmal so laserpointerartig – verdichtet. Das mag ich sehr. Und das Orchester – anders dürfte es nicht sein – kommt auch nicht vom „Schönklang“ her. Mal kantig-kontrastierend-eruptiv, mal düster, immer mit einem Unterton, dass einfach nichts gut sein oder werden muss.
Besitzen heisst ja nicht besser kennen oder so … ich hörte das Programm mit Faust halt im Konzert und fand es nicht überzeugend, weder was Orchester/Dirigat betraf (ausser in der Hebriden-Ouvertüre, die wie ein frischer Wind durch die alte Tonhalle fegte) noch was die Solistin betraf. Das heisst allerdings ganz und gar nicht, dass ich Faust nicht sehr schätze. Ihre Darbietung des ganzen Solo-Bachs in Köln vor ein paar Jahren werde ich nie vergessen (die entsprechenden CDs mag ich auch sehr, Harmonia Mundi hat sie übrigens gerade im Doppelpack neu aufgelegt) … und schon am Dienstag sehe ich sie wieder im Konzert: mit dem Zürcher Kammerorchester unter dessen Ehrendirigenten Roger Norrigton spielt sie das Schumann-Konzert (davor gibt es Schumanns Ouvertüre, Scherzo und Finale E-Dur op. 52, im Anschluss noch die sechste Symphonie von Schubert). Auch die Chausson/Franck-CD von Faust (wie die Mendelssohn 2017 erscheinen) finde ich super, die neuen Bach-Sonaten mit Kristian Bezuidenhout sowieso (und vieles andere ältere von Faust auch … die Mozart-Konzerte mit Antonini brauchte ich wohl nicht mehr, einfach wiel schon so viel Gutes da ist – aus jüngster Zeit erwähnt seien: Julia Fischer für „Mainstream“ aber wirklich gut, Thomas Zehetmair mit Brüggen für HIP und Frank Peter Zimmermann mit dem BRSO für jenseits der Kategorien aber super gut). Also ist meine Skepsis, was Faust und Mendelssohn betrifft eher eine Enttäuschung von höchsten Erwartungen … aber sie färbt auch ein wenig ab auf meinen heutigen Eindruck der Schumann-Trilogie (Faust/Queyras/Melnikov hörte ich übrigens auch mal im Konzert und sie waren super), was aber mehr mit den anderen, mir besser gefallenden jüngeren Einspielungen des Schumann’schen Violinkonzertes zu tun hat (Kopatchinskaja, Widmann und einmal mehr und vielleicht eine halbe Nasenlänge vor den anderen dreien – also Faust mit dabei – wieder Zehetmair).
@clasjaz Dass auf arte was über Schnabel kommt, hatte ich nicht mitgekriegt – gerade die Regierung vor dem Fernsehen gestört, um das aufzunehmen, beginnt ja erst um fünf nach … danke!
Die Fischer’schen Beethovensonaten sind klasse, keine Frage – aber ich komme nicht darum herum, an die fragmentarische Vorgehensweise bei den Aufnahmen zu denken, wenn ich sie höre, und das löst irgendetwas in mir aus, was mit dem Ergebnis – der Platte, dem Produkt – wenig zu tun hat, aber mit der Rezeption eben umso mehr … es wäre naiv zu sagen, die Vorgehensweise sei „unredlich“, denn das ist ja, was im Studio möglich wird … dennoch interessiert mich – oder: respektiere ich – eine Darbietung ohne Unterbruch und technische Tricks halt irgendwie schon deutlich mehr.
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