Antwort auf: James Brown

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bullschuetz

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friedrichAuch wenn ich musikalisch schon wieder woanders unterwegs bin, möchte ich diese Platte, die ich letzte Woche nach langer Zeit mal wieder aufgelegt habe, hier erwähnen. Gehört irgendwie in den JB-Kosmos, oder? Maceo Parker – Roots Revisited (1990) Damals Maceos erstes Soloalbum nach 15 Jahren und sein erstes nachdem er endgültig bei James Brown aufgehört hatte. Den programmatischen Titel Roots Revisited habe ich damals, als ich die Langspielplatte kaufte, gar nicht verstanden, aber ich verstand sowieso nicht viel von black music im allgemeinen und dem JB-Universum im besonderen. Doch dies ist keine JB-Platte ohne JB! Maceo unternimmt hier tatsächlich eine Bestandsaufnahme dessen, woher das alles überhaupt kommt. Gospel, R&B, früher Soul, Jazz und ein bisschen Funk. Vier covers von Ray Charles, Charles Mingus (!), Curtis Mayfield, Sly Stone, der Standard Over The Rainbow und zwei Maceo-Originale. Und doch klingt das alles wie aus einem Guss – das ist der Humus, auf dem die black music wuchs. Traditionspflege im besten Sinne. Begleitung: u.a. Fred Wesley, Pee Wee Ellis, Don Pullen (huch?) und Bootsy Collins. Übrigens auf einem deutschen Label erschienen. Children’s World (und ja – da hört man dann doch ein wenig It’s a Man’s World raus …) Und selbstverständlich ist alles messerscharf gespielt und aufgenommen.

Ich habe damals Maceo ein paarmal live gesehen – unsterbliche Bläser-Frontlinie mit Maceo, Pee Wee Ellis und Fred Wesley, mehr souveräne und würdige Bühnenpräsenz ging nicht, zu dritt machten sie aus dem Bläsersatz stellenweise sowas wie einen dreistimmigen Leadgesang, indem sie zum Beispiel „Let’s get it on“ als Instrumental spielten; unglaubliche Phrasierungsfeinheiten, Soul-„Gesang“ at its deepest aus drei Kannen … Unvergesslich. Es gibt auch einen schönen Film aus der Zeit,“My First Name Is Maceo“, Interviews und Konzertszenen (auch mit „Let’s get it on“, angereichert mit einer absurd guten Gesangseinlage des Bassisten, der mal eben kurz vortritt, die Sterne vom Himmel singt und wieder in die zweite Reihe schlendert). Tatsächlich, wenngleich stellenweise auch qualmend funky, viel mehr als nur ein JB-Ablegerprojekt und, genau wie Du schreibst, „Traditionspflege im besten Sinne“.

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