Antwort auf: Jahresrückblick 2017

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

Beiträge: 12,568

@gypsy-tail-wind danke für deine zeilenkommentare! wie du von sirius zu lana del ray und zu lully springst, stelle ich mir gerade als häusliche szene vor – aber jahresrückblicke haben ja sowieso was sportliches ;-)

gypsy-tail-wind
hinter Allen sollte ich mich endlich mal machen, ich weiss …

ich weiß gar nicht, ob du das solltest. ist mit sicherheit keine musik, die irgendetwas neu erfindet. an RADIO FLYER gefällt mir, dass mit liberty ellman eine neue (sehr schöne) farbe in die triokommunikation gerät – allerdings hat allen diesem vorab seine kompositionen nicht ausgehändigt, so dass er völlig aus der luft etwas hinzuspielen muss, was manchmal super ist, manchmal aber auch nicht funktioniert. allen dagegen verlässt sich mehr wie sonst auf post-coltrane-sicherheiten, die dann auch nicht so weit weg von branford u.a. sind. aber sein ton ist einfach eine ganze spur tiefer und glühender.

gypsy-tail-wind
– the heliosonic tone-tette | heliosonic toneways vol.1
was ist das (1)?

das ist eine jubiläums-session zur heliocentric-world-aufnahme vom ra arkestra: gleiches studio, gleicher toningenieur und marshall allen! gebaut um den soundfetisch der bassmarimba, mit einer tollen band, in der u.a. frank lacy, jd parran, philip harper, matt wilson und yosvany terry sich einen reim auf afrofuturismus, kollektivimprovisation und schwebend-schreitende grooves machen, was erstaunlich toll ist (und für mich fast spannender als das original ausfällt). mit sowas hatte ich in dem jahr überhaupt nicht gerechnet und jetzt warte ich sehnsüchtig auf vol.2.

gypsy-tail-wind
– ron miles | i am a man
was ist das (2)?

seit unserem gemeinsamen konzerterlebnis der myra-melford-band habe ich ron miles etwas sorgfältiger beobachtet und dieses neue album von ihm macht ja schon die runde auf einigen jahresendlisten. ist halt wieder mit bill frisell und brian blade, und die kompositionen sind immer wieder schön mit dringlichkeit aufgeladen. und miles‘ ton mag ich halt sehr.

gypsy-tail-wind
– ambrose akinmusire | a rift in decorum – live at the village vanguard
dazu ein paar Zeilen (1)?

gerne. akinmusire hat dieses langweiligen tenorsaxer rausgeworfen und ist hier im quartett unterwegs. ich finde, dass man jetzt wirklich merkt, dass er eine ganz eigene stimme hat, super virtuos natürlich, aber vor allem in den balladen kenne ich gerade wenig vergleichbar talentierte unter den jungen musikern. dieses mammutprogramm ist auch kompositorisch sehr eigenwillig und abwechslungsreich, besser als alles, was ich bisher von ihm kenne. am ende ist es mir doch zu mainstream, aber ich kann unbedingt empfehlen, da mal reinzuhören.

gypsy-tail-wind
– rob mazurek | rome
auch ein paar Zeilen (2)?
– black cube marriage | astral cube
was ist das (3)?

zwei der vielen projekte/veröffentlichungen von mazurek, ROME ist solo, mit tollen momenten und vielen mäandernden angeboten, ASTRAL CUBE ist wieder so ein zusammenschluss aus chicagoer und sao-pauloer musikern, sehr noisig z.t., manchmal zu unfokussiert, für mich kein hauptwerk.

gypsy-tail-wind
– amor amok | we know not what we do
echt nett? live fand ich die nur super nervig und holte mir die CD nicht (sie war zum Glück nicht bei den Abo-CDs von Intakt)

wenn ich mir die nicht ansehen muss, kann ich mich ganz gut auf die musik einlassen ;-) es gibt tatsächlich ein paar richtig tolle momente hier, ein flirt mit abstraktem r&b („brandy“) und eine unfassbar tolle ballade aus dem laptop von peter evans („alan shorter“), das mit schlagzeug solo aufhört, vielleicht das jazzstück, was ich in diesem jahr am häufigsten zwischendurch gehört habe.

gypsy-tail-wind
– wadada leo smith | najwa
finde ich – vorhin ein allererstes Mal gehört – ziemlich super!

freut mich, ich würde das auch gerne super finden, verstehe aber überhaupt nicht, wie das organisiert ist. am ende finde ich das ergebnis bei so viel talent und unkonventionellem aufbau erstaunlich flach, aber wahrscheinlich entgeht mir da was.

gypsy-tail-wind
– nicole mitchell | mandorla awakening II – emerging worlds
kenne ich nicht … was ist damit das Problem?

auch sowas, was ich eigentlich toll finden müsste. ich mag mitchell ja sehr und diese kollektivsounds in arkestra-tradition mit afrofuturistischem überbau sind ja schon mein ding, aber mir geht das alles zu sehr durcheinander, wird permanent unscharf, hat furchtbar langweilige grooves, und irgendwie ist hier, gleube ich, viel zu lange nachgedacht worden (blöder einwand, ich weiß…). viele hören das ganz anders und sind begeistert, also besser selbst ein bild machen.

gypsy-tail-wind– steve coleman’s natal eclipse | morphogenesis
– roscoe mitchell | bells for the south side

Das Coleman-Album kenne ich natürlich nicht, aber die Mitchell gehört für mich zu den eindrücklichsten Veröffentlichungen des Jahres …

ja, nicht nur für dich, ich weiß. ich bin da tatsächlich ratlos, ich weiß nicht, wie ich das hören soll, ich finde keinen weg hinein. der „späte“ roscoe hat für mich leider auch ein grundproblem bzw. ich ein problem mit ihm – sein ton ist mir zu starr geworden, zu unflexibel und timbre-los, ich finde ihn unschön und nervig. ich bin ja schon ein fan seines sounds gewesen, aber für mich hat sich da was zum negativen hin verändert, was mir mehr und mehr seine sachen verleidet. aber das ist ja hoch subjektiv. und auch ein bisschen gemein (ungefähr so, wie @friedrich über pharoah sanders spricht…) ;-)

gypsy-tail-wind
Gehe jetzt nicht durch meine unfertige Liste und frage, warum Du X oder Y noch nicht kennst, das ergibt sich dann allenfalls von selbst, wenn meine Liste hier steht (in einer Woche hoffe ich, mal sehen, vielleicht dauert es auch noch etwas länger).

ich freue mich drauf. und warum ich x oder y nicht kenne (davis, crump, mcpherson z.b.), kann ich dann wahrscheinlich auch nicht sagen. ich lasse mir manchmal eben zeit oder bieg im vorfeld schon ab (wie du bei parker, coleman usw.), es soll ja eben auch nicht zum sport werden. bewundernswert finde ich auf jeden fall aber, wie sehr du dich auf neue sachen einlässt, den ganzen clean-feed-katalog, wo mir 50% mindestens der line-ups erst mal überhaupt nichts sagen, intakt habe ich natürlich weniger auf dem schirm als du, und überhaupt noch keine richtig systematische methode, mich über neuerscheinungen zu informieren – das meiste fliegt mir halt von irgendeiner ecke her zu und zu den held_innen gibt es irgendeine art von kontakt, aber deshalb bleibe ich auch oft auf eingeschlagenen pfaden. durch das forum hier und da auf abwege zu geraten, ist ja schon ein bisschen die hoffnung.

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