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herr-rossi
Das bestreite ich jetzt mal alles ganz entschieden.:) Die von Dir genannten Battles haben immer nur die jeweilige Hauptzielgruppe aktueller Popmusik interessiert.
Die Essenz einer jeden Jugendkultur war und ist doch die Abgrenzung zur Kultur der Erwachsenen und u.a. Musik und Mode die Mittel, um das möglichst öffentlichkeitswirksam nach außen zu tragen. Man kreiste ja nie nur um sich selbst. Die Band-Battles waren eher Abspaltungen innerhalb einer Gruppe, ok, aber auch die brauchte eine gewisse Öffentlichkeit, um relevant zu sein. Mangels Popularität kratz es doch heute keinen Mensch mehr, ob man nun Arcade Fire oder War On Drugs präferiert.
Diese Symbiose aus Popkultur und Musik sehe ich seit 20 Jahren nicht mehr – zumindest nicht in diesem Umfang. Wann haben sich die letzten nennenswerten Genres herausgebildet und jugendliche Subkultur geprägt? Woodstock, Live Aid, Love Parade, in den letzten 20 Jahren nichts vergleichbares mitbekommen. Stattdessen sehe ich vor allem routiniert durchkommerzialisierte Großevents, bei denen die Alten nostalgisch ihre eigene musikgeprägte Jugendkultur abfeiern: Wacken, RaR etc. Und während Lady Gaga hier in Frankfurt in der Festhalle auftritt, spielen nebenan in der Commerzbank Arena Depeche Mode, wie gefühlt jedes Jahr.
Und für genau die war tatsächlich „Wetten, dass“ – aber aktuelle, virulente Popmusik hat sich dort nie abgespielt. (…) Bei „Wetten, dass“ traten nur die Etablierten auf, die zuverlässig lieferten, aber die den Höhepunkt ihrer Relevanz schon längst hinter sich hatten (Tina, Rod, Elton, immer schön im Wechsel).
Ohne jetzt das Beispiel von Wetten dass…? überstrapazieren zu wollen, dort saßen zuletzt auch Beyoncé, Justin Bieber, Miley, Bruno Mars, Alicia Keys, Pharell Williams und Lady Gaga auf der Couch. Take That und die Spice Girls hatten ihre Auftritte dort auch auf dem Zenit ihrer Karriere. Man kann der Show ja viel vorwerfen, dass sie nur abgehalfterte Stars präsentiert hätte, aber sicher nicht. Dass dazwischen dann Chris de Burgh und Tony Christie auftraten, war ja gerade der Gag dabei. Fand man seinerzeit normal, rückblickend ist so ein generationsübergreifendes Format heute undenkbar und das ist eigentlich ziemlich schade
Diese Megastarfaszination wie bei MJ von der Du sprichst, die war immer ein äußerst rares Gut, den kann man nicht als das typische Beispiel für die ganze Ära und ihre Protagonisten betrachten. Vielleicht gibt es heute keinen MJ, aber die Sheerans, Swifts, Adeles usw. sind doch nicht weniger präsente und erfolgreiche Stars wie die Lionel Richies, Phil Collins, Whitney Houstons usw. der alten Zeit.
OK, Jacko ist sicher das extremste Beispiel. Es gibt aber zahlreiche weitere Acts dieser Ära, die sich auf einem Level etablieren konnten, auf dem sie über Jahrzehnte Stadien füllen: U2, Springsteen, Stones, AC/DC, Depeche Mode, GNR, Robbie Williams, Coldplay…. Wenn Sheeran, Swift und Adele das über die nächsten zumindest 10 Jahre auch tun, nehme ich dann alles zurück.
Der Name Neymar sagt mir absolut NICHTS. Den habe ich bewusst noch nie wahrgenommen. Die anderen beiden Namen habe ich schon mal gehört/gelesen, aber wenn ich mir Fotos ansehe – das sind mir unbekannte Gesichter. Ernsthaft.
Glückwunsch, keine Ahnung, wie du das schaffst. Ich gäbe einiges, um die Fresse von Ronaldo nicht mehr täglich sehen zu müssen. Im Unterschied zu Ed Sheeran produzieren diese Typen aber wöchentlich Topmeldungen auf allen News-Portalen und Titelseiten und sind sowohl im Free- als auch im Pay-TV omnipräsent.
Ich sage ja nicht, dass Youtube exakt so ist wie MTV, aber es hat mittlerweile den Pop-Markt so umgekrempelt wie seinerzeit MTV. Im Grunde ist es die logische Fortführung. Auf MTV war Musik erstmals 24/7 im Fernsehen greifbar und viele Shows waren auf Interaktivität angelegt, gerade Ray Cokes. Das funktioniert auf einer Online-Plattform natürlich alles noch wesentlich besser als im Rahmen eines linearen Fernsehprogramms.
Das sehe ich ganz genauso. Ich fand es daher schon immer völlig unverständlich, dass MTV den Sprung ins Netz nicht geschafft hat. Sie waren eigentlich auf dem besten Wege dahin, weil sie zu Beginn der 90er ihrer Zeit voraus waren. Vielleicht war das Zeitfenster dazwischen zu groß. Statt noch globaler zu denken hat man sich auf den Druck von VIVA hin regionalisiert und damit marginalisiert. Das Internet kam dann zu spät.
Die Algorithmen sind nicht nur für die da, die das Spezielle suchen, sondern in erster Linie, um die Leute auf bestimmte Angebote zu bringen, etwa durch Vorschläge auf der Startseite und am Seitenrand, durch Trend-Charts usw. Das will Youtube so, das wollen die Werbekunden so, das wollen viele der immer professioneller arbeitenden Youtube-Kanäle so.
Ich nutze YT auch seit der ersten Stunde und habe selbst auch monetarisierte Videos am Start, die den ein oder anderen Euro einspielen. Bin also niemand, der diese Plattform und deren Möglichkeiten verteufelt, falls das jetzt so rüber kam. Und auch die Sortierung durch Algorithmen finde ich genau wie bei Spotify durchaus hilfreich. Mir geht es nicht darum früher gegen heute auszuspielen, ich versuche nur die Auswirkungen auf die Rezeption zu analysieren, denn die gibt es.
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