Antwort auf: 2017 – Erwartungen und erste Eindrücke…

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herr-rossi
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bullittDas gilt aber doch für die Spezifika jeder weiteren Dekade ganz genauso. Gesellschaftliche, kulturelle aber auch technische und mediale Rahmenbedingungen waren immer prägend für den Zeitgeist. Punk konnte als Jugendkultur nur in diesem Zeitfenster entstehen. Grunge hätte es ohne MTV nie gegeben. Es werden nie wieder 100 Mio Tonträger eines Albums verkauft oder 10 Mio in einen Videoclip investiert werden.

Mit den Tonträgern hast Du sicher recht. Bei den Clips ist es komplizierter geworden. Du kommst heute nicht mehr mit 3 Blockbuster-Clips über ein ganzes Jahr, Du musst viel häufiger „Content“ liefern. Hype Williams-mäßige Budgets werden heute vermutlich nicht mehr zur Verfügung gestellt, aber die Online-Kampagnen der Swifts und Sheerans kosten zweifellos auch richtig Geld. Dass die Stars heute nicht mehr unnahbar und geheimnisvoll sind, sondern ständig präsent und (scheinbar) nahbar wie Online-Freunde ist für Millenials selbstverständlich. (Eine Poppy hat ja gerade daraus ein subversives Erfolgsmodell machen können, dass sie sich als rätselhafter Android und Mittelpunkt eines Fankults inszeniert.)

Über die Aussagekraft der Klicks kann man lange philosophieren, aber sie zeigen doch überdeutlich, wie weit auseinander die Reichweite der einzelnen Künstler geht. Ein hier im Form durchaus beachteter Debütant wie Colter Wall bringt es mit einzelnen Clips auf bis zu 380.000 Klicks, was ich schon beachtlich finde, ein Bruno Mars hat dagehen schon mehrfach die Milliarden-Klicks-Grenze überschritten. Das sind Zahlen, die man nicht einfach ignorieren kann. Auch das rapide Wachstum der Klickzahlen auf YT seit Gründung 2005 insgesamt sind eine klare Aussage. Hier hat sich ein neues System der Verbreitung und Vermarktung von Popkultur etabliert.

Wie Du den Pop-Markt der 90er beschreibst, ist völlig zutreffend, er funktionierte anders als der heutige. Und dass Oma früher via „Wetten dass“ u. ä. den einen oder anderen Star mehr kannte als heute, mag sein. Aber das war ja für die eigentliche Zielgruppe unerheblich. Das, was auf Youtube geschieht, ist im Wesentlichen eine Sache der u25er, ältere sind da nur Zaungäste.

Ausgangspunkt Deiner These war ja die Frage, warum hier im Forum sich die Favoriten immer weiter differenzieren. Deine Erklärungen dafür finde ich plausibel, aber die lassen sich nicht einfach auf die „Millenials“ übertragen. Ich sehe es doch an meiner Tochter (13): Seit sie eigenständig auf Youtube und Deezer unterwegs ist, um Musik zu hören, landet sie zielsicher bei dem, was viele Klicks hat. Also: Richtig viele. Manches findet sie toll, anderes doof, aber sie kennt es. Und ihre Schulfreundinnen auch, darüber tauscht man sich aus. Daneben entdeckt sie gelegentlich auch entlegenere Musik für sich, aber das ist nicht so, dass sie sofort ein superindividuelles Geschmacksprofil entwickeln würde, weil die Möglichkeiten gegeben sind. Das entwickelt sich ja, wenn überhaupt, erst im Laufe der Jahre.

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