Antwort auf: 2017 – Erwartungen und erste Eindrücke…

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bullitt

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herr-rossi
Die Beatlesmania und auch Elvis ’56 würde ich außen vorlassen, das waren kulturelle und gesellschaftliche Phänomene, die untrennbar mit ihrer Zeit zu tun hatten. Wirklich Vergleichbares hat es danach nie wieder gegeben und kann es auch nicht wieder geben.

Das gilt aber doch für die Spezifika jeder weiteren Dekade ganz genauso. Gesellschaftliche, kulturelle aber auch technische und mediale Rahmenbedingungen waren immer prägend für den Zeitgeist. Punk konnte als Jugendkultur nur in diesem Zeitfenster entstehen. Grunge hätte es ohne MTV nie gegeben. Es werden nie wieder 100 Mio Tonträger eines Albums verkauft oder 10 Mio in einen Videoclip investiert werden.

Dass Megastars noch nie generationsübergreifend abgefeiert und innerhalb einer Generation nie unumstritten waren, klar. Das wollte ich auch nicht behaupten. Meine Oma fand Jacko auch nicht toll. Aber sie kannte ihn. darauf wollte ich hinaus. Dafür musste sie nur Wetten dass…? einschalten, wie der Rest der Nation auch. Als Jugendlicher musste man sich auf MTV mit Freund und Feind auseinandersetzten, konnte nichts ausblenden. Jeder kannte alles. Ray Cokes schauten täglich 60 Mio Kids europaweit. Das schuf Relevanz.

Ein wesentlicher Unterschied zu heute. Popstars mussten lange Zeit nur vergleichsweise dosiert wenige Kanäle bespielen, um maximale Popularität zu erlangen. Dass quasi JEDER sie kannte und sie darüber hinaus (vergleichsweise) nebulös und unnahbar im Hintergrund bleiben konnten, förderte eine Mystifizierung und Überhöhung, wie es sie heute via Omnipräsenz durch ungefilterte Informationen auf Instagram kaum mehr geben kann. Ein Videoclip auf hevay rotation reichte für Monate und sorgte durch ständige Wiederholung für eine ikonenhafte Wahrnehmung. Und von der grenzenlosen Öffentlichkeit profitieren die verblieben Acts bis heute. Messbar bei Konzerten. Sie spielen die größten Arenen und stellen die Headliner für fast alle großen Festivals – seit Jahrzehnten. Das sind ja Fakten und ist keine nostalgische Verklärung.

Das meinte ich mit „geordneter Medienlandschaft“. Die Distribution steht nochmal auf einem anderen Blatt. Stimmt, da haben legale Quellen für Streaming und Downloads die anarchischen Napster-Jahre vergessen gemacht – die Rezeption von Musik aber noch diffuser werden lassen. Ich will ja gar nicht abstreiten, dass es nach wie vor Trends und Stars gibt. Wie nachhaltig, langlebig und umfassend die sind, wird sich zeigen. Auf die astronomischen Klickzahlen gebe ich nicht allzu viel, da die Vergleichswerte fehlen. Dazu hätte man theoretisch früher jeden Spin einer LP oder Single zählen müssen. Oder auf wie vielen Fernsehern weltweit 1992 Smells Like Teen Spirit flimmerte.

 

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