Re: Bestes "Britpop"-Album?

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nail75

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pinchSo in etwa erinnere ich das auch noch. In der Spex wurde es lediglich mit einer Randnotiz erwähnt (am Jahresende hatte es nur ein einziger Autor in seinen Charts), ein „Waking Up“-Airplay auf MTV hab ich zu der Zeit nur noch sporadisch bis gar nicht mehr wahrgenommen, weil kaum noch vor der Glotze und das Album selbst gammelte, wie erwähnt, in den Plattenläden meines Vertrauens (die es damals noch gab) über Wochen hinweg so vor sich hin. Im Nachhinein zu Recht.

Ich meine, dass es eine größere Besprechung im ME gegeben hätte…

BrundleflyGenau so geht es mir mit „Definitely Maybe“. Löst nicht mehr die gleichen Begeisterungstürme aus wie noch etwa vor zehn Jahren.

What’s The Story Morning Glory strahlt aber nach wie vor in hellem Glanz.

„Niemand“ stimmt nicht ganz, im UK war das Album immerhin auf Platz 1. In Deutschland – geschenkt. Allerdings waren auch Oasis, Blur und Suede hier weitgehend Geheimtips. Selbst als „Wonderwall“ in den deutschen Single-Charts (oder wie man damals zu Schulzeiten sagte: die VIVA Top 100) recht weit oben war, kannte ich kaum Leute, die mit ihnen was anzufangen wussten. Wie war das denn damals in den Großstädten bzw. in den Gegenden, wo Konzerte von diesen Bands stattfanden?

Ganz so war es nicht. Animal Nitrate lief auf MTV in heavy rotation, auch wenn Suede als Band nie wirklich einen Massenanhang besaßen. Blur waren durchaus bekannt, auch wenn für sie das gleiche gilt wie für Suede. Oasis hingegen hatten schon mehr Anhänger, das ZDF verwendete ja 1996 „Don’t Look Back in Anger“ als Themesong für die Fußball-EM, das gab ihnen natürlich nochmal einen richtigen Boost.

Ich habe Oasis im Sommer 1995 zusammen mit den Cranberries und R.E.M. gesehen, damals waren sie ein Geheimtipp. Ich war 1995 und 1996 in England, fand What’s The Story Morning Glory toll, kaufte es in einem CD-Laden in der Oxford Street. Einige meiner Freunde konnten damit aber auch so gar nichts anfangen, anderen fanden es gut. Die Reaktion war nicht einheitlich.

Das mit dem Songwriting sehe ich komplett anders, aber sonst glaube ich auch, dass sie wegen dieser Glam-Nähe hier nicht den gleichen Kultstatus haben wie etwa Oasis oder Blur. Zu androgyn und glamourös für die deutschen „Indie“-Discos.

Mag sein. Aber nicht nur für die deutschen.

Ich habe einen Hype um Elastica damals live nicht mitbekommen, habe allerdings zur Zeit ihres Debüts die britischen Magazine noch nicht verfolgt. Über Suede und Oasis wurde sicher mehr geschrieben. Hier kannte sie sowieso keiner und wenn, dann nur als „die Band von Damon Albarns Freundin“. Ändert aber nichts an der Genialität ihrer Alben.

Naja, Genialität. Aber meine von Dir zitierten Aussagen bezogen sich auf die Rivalität zwischen Blur und Oasis, was hier schon deshalb niemand verstand, weil der Klassengegensatz zwischen Mittelklasse und Arbeiterklasse hierzulande nicht mehr so existiert wie damals noch in England.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.