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Anonym
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bgigliIch kenne hier sechs Namen, sonst nichts! Ein Indiz, dass ich langsam aber sicher alt werde. Nicht sehr angenehm, aber unvermeidlich.
Hab hier eben nochmal ein zwei Sätze zu den Bands aus meiner Top 20 geschrieben.
TOP 20:
01. HOLLY MACVE- The Golden Eagle
Holly Macve besitzt eine einnehmende Stimme und sie lässt einen eventuell nach den ersten Spins etwas verstörend zurück. Was danach passiert gleicht einer Läuterung: ihre Stimme erhebt sich aus den von den Country Twang und klassischen Songwriting geprägten Songs in unerforschte Höhen. Nun weiß ich: Gott ist nicht tot. Gott ist eine Frau.
02. MARRY WATERSON AND DAVID A. JAYCOCK- Death Had Quicker Wings Than Love
Produziert von Portishead Mastermind Adrian Utley erschaffen Marry und David wunderbar atmosphärische und intime Folksongs, die ich in dieser Intensität so noch nicht gehört habe. Meisterwerk.
03. ANGELICA ROCKNE- Queen Of San Antonio
Ein Album das kling als sei es aus der Zeit gefallen. Eine Zeit in der Country und Rock eine symbiotische Beziehung eingingen und Erfahrungen mit Drogen sich noch halbwegs „konstruktiv“ in der Musik äußerten. Über Angelica Rockne ist mir noch wenig bekannt aber ich hoffe, dass sich dies bald ändern wird. Das Album ist ein Grower.
04. COLTER WALL- Colter Wall
Eine Stimme mit hohen Wiedererkennungswert. Diesen tiefen Bariton des erst 21-jährigen Sängers muss man gehört haben um es zu glauben. Kaum vorstellbar wie Colter Wall klingt, wenn er 50 Jahre ist. Auch die Songs in der Tradition von Hank, Townes und Kris können sich hören lassen. Bin sehr auf sein nächstes Album gespannt.
05. L.A.WITCH- L.A. Witch
Ihr Debüt Album mutiert leider zur temporären Werkschau, denn viele Tracks waren bereits bekannt. Dennoch gelingt ihnen ein lässig-giftiges Psych-Garage Album das in puncto Coolness dieses Jahr nicht zu toppen ist.
06. CÈCILE MCLORIN SALVANT- Live At Village Vanguard: Dreams And Daggers
In der Presse hört man immer Cècile könne in ihren Songs in jede Rolle schlüpfen und es würde immer authentisch wirken. Ich gestehe, ich habe es bis vor kurzen nicht geglaubt. Aber bei ihrem diesjährigen Konzert in der Elbphilharmonie wurde ich zusammen mit Snowball Jackson eben Zeuge dieser begnadeten Eigenschaft Auf dieser Live LP gepaart mit einigen Studio- Tracks ist dieses auch auf eindrucksvollste dokumentiert zudem gibt es Jazz Standards vermischt mit eigenen Stücken und eine „Jahrhundertstimme“ die von einem kongenialen Trio begleitet wird. Edel.
07. SIMON JOYNER- Step Into The Earthquake
Ein zu Lebzeiten verkanntes Genie zu sein kann Fluch und Segen zu gleich sein. Simon Joyner macht seit den Neunzigern herausragende Alben, die es in dieser Klasse höchsten von Townes Van Zandt oder Leonard Cohen gibt. Doch kaum einer interessiert sich dafür. Dabei hat er mit den Ghosts eine kongeniale Band an seiner Seite die klingt wie Velvet Underground und perlt wie Dylans Band zu „Blonde on Blonde“ Zeiten.
08. HANA AND JESSIE-LEE’S BAD HABITS- Southland
Das Geschwister Paar kommt aus Adelaide, Australien doch ihr musikalisches Einflüsse beziehen sie hörbar aus amerikanischer Roots Musik. Finde ihre Aufnahmen allesamt ganz groß und sie zeigen auch keine Abnutzungserscheinungen. Erneut ein starkes Debüt.
09. CHELSEA WOLFE- Hiss Spun
Auf „Hiss Spun“ spinnt Chelsea Wolfe ihre düstere Mischung aus Metal, Doom, Folk, Elektronik und Rock logisch fort. Nie klang sie angriffslustiger und Endzeitstimmung selten verzweifelter.
10. WILD PONIES- Galax
Dies Album ist eine Hommage an den Heimatort Galax und den musikalischen Wurzeln der beiden Bandmember Doug und Telisha Williams. Begleitet werden sie von einigen Cracks. Zu hören ist powervolle Roots Music.
11. OUT LINES- Conflats
Hinter Out Lines stecken u.a. zwei nicht unbekannte Musiker namens Kathryn Joseph uns James Graham. Letzteren kennt man (vielleicht) von seiner Hauptband The Twilight Sad und erstere hat 2015 das Folk Album des Jahres erschaffen. Zu hören gibt es wuchtige produzierten Folk Noir mit Harmonium, Percussion, Piano und zwei charismatischen Stimmen, die authentische Leidensgeschichten vor der Vergessenheit bewahren.
12. PROTOMATYR- Relatives In Descent
Bereits die vierte Platte die Frontmann Joes Casey mit seiner Band veröffentlicht und die erste, die ich richtig überzeugend finde. Harte Detroiter Proto-Punk Rhythmic trifft auf postpunkige Gitarren ala The Fall. Ein nahezu apokalyptisches Album über den derzeit dekadenten Zustand Amerikas.
13. THE SECRET SISTERS- You Don’t Own Me Anymore
Bestes weibliches Harmonie-Vocal-Duo unserer Zeit. Country, Gospel Folk, Americana mit Fifties Feeling ins Hier und Jetzt transportiert. Every Song a jewel.
14. GRANT EARL LAVALLEY- From LaValley Bellow
Ein feiner Tipp von mighty @shirl. Sparsamer Psychedelic-Folk über Einsamkeit und Isolation. Hat was von Gene Clark.
15. FIVER- Audible Songs From Rockwood
Ein traditionelles Folk Album, das elf fiktive Field-Recordings behandelt, die aus den Krankenakten der Patienten im Rockwood Asylum für Kriminelle Wahnsinnige zwischen 1854-1881 stammen. Ein Album voll sarkastischem Witz, tragischen Geschichten aber auch hoffnungsvollem Optimismus. Das Album wird von einem Buch der fiktiven Ethnomusikologin Simone Carver begleitet, dass im Stil der Liner Notes der Smithsonian Folkways Compilations geschrieben wurde. Es enthält Texte und gezeichnete Bilder der Insassen.
16. MIKKO JOENSUU- Amen 3
„Amen 3“ markiert das Ende einer großartigen Trilogie. Waren #1 und #2 durchtränkt mit Folk und Leonard Cohen, erfindet Joensuu auf „Amen 3“ orchestralen Ambient. Hier gibt es keine Songs im klassischen Sinne, sondern mantra- tranceartige „Klangkörper“, dich sich alle über zehn Minuten ausweiten. Musik, die unglaubliche Bilder erschafft, wenn man ihr Zeit und Raum spendet.
17. CIRCUIT DE YEUX- Reaching For Indigo
Experimental-Folk mit Hang zum episch- theatralischen und einer markanten Sängerin die mit avantgardistischen Songwriting überzeugt.
18. SHILPA RAY- Door Girl
Ihr zweiter Longplayer behandelt ihre Zeit als Türsteherin in New York. Man kann ihre Perspektiven und Betrachtungssegmente für übertrieben und frivol halten, ihr musikalisches Output weckt vertrauenswürdiges und belebt Erinnerungen an Patti Smith und Lou Reed.
19. TASHAKI MIYAKI- The Dream
Ihr längst überfälliges reguläres Debüt Album klingt wie ein Soundtrack zu einem nicht gedrehten Film. Der Mix aus sanfter Psychedelia, Dream Pop und Shoegaze ist derartig einnehmend das der Albumtitel Programm wird und gelegentliche Noise-Parts im Bewusstsein verpuffen.
20. SARAH JANE SCOUTEN- When The Bloom Falls From The Rose
Ihr Konzert in Hamburg war eine eifrischende Mixtur aus Rockabilly, Honky Tonk und auch Roots-Pop. Auf dem Album ist der gleiche frische Mix aus den genannten Stilen zu vernehmen, doch kann zunächst die eher bieder anmutende Produktion allzu hohe Erwartungen hemmen. So bei mir zumindest. Aber diese Stimme, diese Songs lassen einen nicht mehr los. Könnte in meiner Liste noch nach weit oben wandern. Hervorragende Pressung auch!
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