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lauster@ wahr
Die phantastische Vorstellung, es gäbe auf Trout Mask Replica Dutzende Songs mit Hit-Potential, welches diverse Interpreten erst freilegen müssten, trübt meinen eigenen Verstand. Und Coverversionen als Kläranlage, in der Unwirtliches gereinigt, Befremdliches dem Hörer mundgerecht gemacht wird? Ich weiß nicht, das hört sich für mich alles sehr verdächtig nach Rod Stewart & Co. an…
PS: Wie schrieb schon Tom Waits so treffend über Beefhearts Meilenstein: „Tritt ein in die seltsame Matrix seines Bewusstseins und verliere dabei dein eigenes. Das ist unabdingbar für den ernsthaften Hörer… Schluck den Köder komplett!“ Eben.
Am Ende muss man durch das ganze Ding hindurch, das stimmt schon. Aber um dahin zu kommen, gibt es gute und weniger gute Einstiege. „Frownland“, der Opener, ist meines Erachtens ein weniger guter Einstieg – andere Forumsuser wie sparch sehen das anders – weil es einem gleich die volle Trout Mask-Breitseite entgegenbläst. Da finde ich die konventionelleren Sachen wie „Moonlight On Vermont“ besser geeignet. Wie bei jedem Album ist auch bei Trout Mask die eigene Meinungsbildung ein Prozess, der an bestimmten Stellen einhakt und sich von da aus mal schneller mal langsamer ausbreitet. Am Ende, nach einiger Zeit und einigen Hördurchgängen hat man sich vielleicht das ganze Album erobert und spricht im Nachhinein davon, dass es sich in seiner Wirkung nur zur Gänze erschließen kann.
Es geht auch nicht darum, dass man von Trout Mask nur die knolligen Lagen entfernen muss und schon luken hinter „The Old Fart At Play“ die Carpenters hervor, und deswegen ist das Zeug gut. Aber ich finde es schon faszinierend, dass Trout Mask eben nicht der genialische Einfall eines diktatorischen Einsiedlers ist, sondern immer Bezug nimmt zu anderen Musiken, in Traditionen drinsteckt, die es erweitert, interpretiert und dank der Magic Band ganz individuell umsetzt. Seien es Blues, Rhythm & Blues, Psych-Rock, afrikanisch geprägter Banjomusik (die jagenden gegenläufigen Figuren finden sich im Spiel der Magic Band wieder), Field-Recordings, Free-Jazz oder Spoken Words Poetry. So seltsam ist die Matrix nämlich gar nicht, die man in Trout Mask vorfindet. Hier ist kein Meisterwerk einfach so vom Himmel gefallen. Es ist geerdet. Und hat viele Ansatzpunkte, an denen man starten kann.