Antwort auf: Die wunderbare Welt der Oper

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Ich will die Freunde von Anna Netrebko ja nicht verärgern, aber was die Scala sich gestern Abend zur Saisoneröffnung geleistet hat, ist ein künstlerischer Offenbarungseid des Hauses. Gegeben wurde Andrea Chenier von Umberto Giordano, die größte Rolle Beniamino Giglis, der am 30. November vor sechzig Jahren starb und  dessen Chenier nach wie vor das Maß der Dinge darstellt. Die Oper ist die Oper des Tenors und im Wissen darum hat man sie in Gedenken an Gigli unter anderem inszeniert. Daraus wurde die Personalityshow Anna Netrebkos, obwohl der Sopran hier nicht die Hauptrolle spielt! Ihr ungelenk singender Lebenspartner Yusif Eyvazov sang die Titelpartie. Aus dem schwärmerischen, idealistischen und  freiheitsliebenden Revolutionsdichter wurde ein um Netrebko, die weniger Maddalena als sich selbst darstellte, herumscharwenzelnder Latin Lover wie überhaupt die ganze Personenregie sich um sie versammelte. Ich könnte mich permanent aufregen. Wie der Dirigent R. Chailly das Ganze im Vorfeld meinte auch noch vorauseilend verteidigen zu müssen, spricht allein Bände. Das Mailänder Publikum ist da weniger bestechlich, es gab Buhrufe und Eyvazov hatte nicht einmal einen Solovorhang. Der Chenier als Starvehikel für Netrebko und ihre Vasallen. Ein echter Scherz! Das Desaster ergibt sich aus dem Vergleich: Beniamino Gigli mit Maria Caniglia unter De Fabritiis 1941. Für kleines Geld bei jedem Händler oder im Stream.

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