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Bei Bernhard würde ich empfehlen, auf alle Fälle mit der Autobiographie anzufangen;
diese enthält, sprachlich und inhaltlich, die Essenz seines Schaffens.
Die fünf Bände – „Ein Kind“, „Die Ursache“, „Der Keller“, „Der Atem“, „Die Kälte“ – sind damals im Residenz Verlag Salzburg und nicht, wie sein übriges Werk, bei Suhrkamp entschieden; alle fünf Bände gibt es als dtv-Taschenbuch.
Sie behandeln u.a. die Geschichte seiner „Lebenskrankheit“ Morbus Boeck und die Entwicklung des Beschlusses, Schriftsteller zu werden.
Bei Bernhard muss man eigentlich NUR auf EINES achten: auf keinen Fall mit dem Frühwerk zu beginnen; die Texte der 60er bis Mitte der 70 er Jahre sind äußerst sperrig, karg und für den Novizen kaum gewinnbringend (vor allem vor dem Kalkwerk sei der Neuleser gewarnt;
ich würde sagen, erst (viell. mit der 69 erschienenen Erzählung Watten als Ausnahme) mit dem 1975 publizierten Roman Die Korrektur findet Bernhard zu seinem eigentlichen Sound, dieser unverwechselbaren sprachlichen Eruption aus Wut und Komik.
Nach der Lektüre der oben genannten Autobiografie ist es dann eigentlich egal, welchen Text nach 1975 man liest; ich mag vor allem die Romane Beton und Holzfällen, sowie die Erzählung Wittgensteins Neffe.
Beim dramatischen Werk verhält es sich übrigens ähnlich; hier seien auch vor allem die späteren Stücke der 80er Jahre empfohlen; Texte wie Claus Peymann kauft sich eine Hose und geht mit mir essen ist eigentlich alles drin, was Bernhard ausmacht.
Empfohlen sei als letztes die DVD Monologe auf Mallorca, damit man weiß, mit wem man es zu tun hat. Anschauen und Genießen!
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