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napoleon-dynamite
irrlichtDas ist eher eine Bankrotterklärung für den hiesigen Journalismus.
Hast du die journalistische Beschäftigung mit BDS und Waters in Deutschland in den letzten Monaten genau verfolgt?
Die Themen zu BDS vereinzelt, die zu Waters relativ umfassend. Ich bin übrigens immer für einen guten Artikel offen (weil ich nicht entschieden bei diesem Thema bin), bisher hat mich nur leider keiner wirklich überzeugt.
Die Artikel von Krautathaus habe ich gelesen und das auch mit Gewinn. Dennoch sind die Vorwürfe m.E. nach weiterhin etwas dünn. Das größere Kampagnen ausnahmslos immer auch ungute und fragwürdige Blüten tragen (wie bei hiesigen Ablegern und der Sache mit Greenpeace), geschenkt, allerdings ist es genauso fragwürdig von Einzelbeispielen aus eine wie auch immer geartete „Antisemitismus“-Bewegung zu stilisieren. Das ist einfach, wie Go1 schon richtig sagt, aber in erster Linie Rufmord und politisches Kalkül. Wenn man schon eine Differenzierung fordert bzw. eine fehlende als kritisch erachtet, kann man nicht mit den gleichen Waffen arbeiten.
Der Artikel von Balzer ist für mich eher daher von Gewinn, weil die weiterführenden Artikel ein Gesamtbild ergeben. Ein Kommentar von Marek Liederberg spricht mir schon aus dem Herz: Die größten Veranstaltungen in diesem Jahr waren vermutlich die Präsentationen des „Luther-Jahres“. Ich will nicht wissen, wie viele Millionen, ach was Milliarden sich damit haben verdienen lassen. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Aber klar, Luthers Haltung zum Judentum, die Darstellung als Antichrist, ist eben „verjährt“, da kann man das schon mal machen. Bei Roger Waters muss nur jemand gesagt haben – und das ist ein zentrales Problem, die mangelende Analyse -, dass seine Ambitionen einen antisemitischen Background haben (könnten), schon ziehen sich die großen Sendenanstalten zurück. Hinterfragt und wirklich kommentiert wird da nichts. Auch die Rolle der Politik in Israel wird nicht hinterfragt, ob an der Vorwürfen etwas dran ist. Auch an der schnell gezückten Bezeichnung von BDS als antisemetische Kampagne – alles wird blind übernommen, man ist fein raus. Ein einziges, schmierscheißartiges Theater.
Meine Meinung dazu ist, dass guter Journalismus bei konkreten Gegenfragen erst beginnt. Zahlreiche Artikel über Waters sind unfassbar verkürzt dargestellt und erzeugen dadurch (bewusst) ein auf Israel zugespitztes Bild – die Sache mit dem Schwein und der Inszenierung von „The Wall“ etwa. Dass sich der Mann zu fragwürdigen Superlativen hinreißen lässt, klar. Muss nicht sein. Druck auf andere ausüben auch nicht – aber so ist es eben, wenn man wirklich für etwas brennt und glaubt, dass man durch sein Handeln etwas Gutes tun kann. Ich weiß nicht, was Waters‘ Verbindungen zu den Menschen vorort ist. Ob er dort viele Menschen kennt, während seinen Touren in der entfernteren Vergangenheit die Zustände dort wahrgenommen hat, was sein privater Bezug ist – das sind alles offene Fragen. Ebenso die, warum er einen „Holocaust“-Vergleich für richtig und notwendig hält. Ich für meinen Teil finde am Begriff „Israelkritik“ erstmal nichts rassistisch – Kritik an einem Staat, das gibt es überall und das ist auch kein KO Begriff. Ein wirklich antisemetisches Statement, in dem Waters die dezidierte Ethnie, Aussehen, Kultur etc. der jüdischen Bevölkerung angegangen wäre, habe ich bislang nicht gelesen.
Solche Auszüge machen es übrigens natürlich auch nicht besser und beweisen einmal mehr, dass auch auf der „Gegenseite“ keine neutralen Personen sitzen und viel mit Image und Druck gearbeitet wird (aus die Zeit):
„Lediglich Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) äußerte sich zu der Angelegenheit zunächst nicht, was ihm wiederum scharfe Kritik durch das Simon Wiesenthal Center einbrachte. Weil er sich nicht klar gegen die Umtriebe des BDS in seiner Stadt positioniere, drohte man damit, ihn auf die jährlich publizierte Liste mit berüchtigten Antisemiten zu setzen; eine Reaktion, die man ebenfalls als überzogen betrachten kann. Müller jedenfalls beeilte sich daraufhin festzustellen, dass er sich jederzeit und vorbehaltlos gegen den Antisemitismus engagiert; auch wolle er prüfen, ob die Stadt Berlin nach dem Vorbild von München und Frankfurt am Main künftig Künstler, die BDS unterstützen, von öffentlich geförderten Veranstaltungen ausschließen werde“
Klartext: Bist Du nicht auf unserer Seite, bist Du Antisemit.
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Hold on Magnolia to that great highway moon