Antwort auf: Pink Floyd

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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krautathaus Es geht nicht darum, Israel zu kritisieren, sondern andere Künstlern dazu zu drängen nicht in Israel aufzutreten. Oder würdest du Nick Cave als Idioten bezeichnen, der sich keine 2 Cents überlegt, was in Israel vor sich geht. Oder Thom Yorke etc. etc.. Diejenigen Künstler, die meinen andere unter Druck setzen zu müssen, damit sie dort nicht touren, sollten Begriffe wie Freiheit oder Meinungsfreiheit überdenken. Nicht schön zu sehen, wie sich große Namen vor den Karren spannen lassen und in dem seit Jahrzehnten schwelenden Konflikt, Israel als alleinigen Agressor ausmachen. Und es geht nicht nur um die Sau, sondern auch so tolle Waters Vergleiche von Israels Politik mit der deutschen von 33 – 45. Ob Waters Handeln nun als antisemitisch bezeichnet werden kann oder nicht, liegt auch im Auge des Betrachters. Für mich ist er ein selbstgerechter Wichtigtuer.

Ich für meinen Teil bin da unentschieden. Ich glaube das hängt primär damit zusammen, dass ich persönlich keine wirklichen Bezüge zum Nahostkonflikt habe. Ich war nie dort, kenne niemanden von dort, lese auch nur Berichte und Fachreportagen, schaue Filme und Dokus dazu (wie vermutlich die meisten). Das ist eben aber nur ein Teil der Wirklichkeit, oft ein westlich geprägter, was die Sache nicht einfacher macht. Die Entscheidung ist doch hier also – vermutlich bei vielen Befürtwortern und Kritikern der Kampagne – ober man sein flüchtiges Wissen als Basis dienen lässt oder sich vornehmlich „raushält“, weil man dazu schlicht keine Meinung hat (oder nicht ungut anecken will).

Nick Cave, Yorke etc. haben sich dagegen entschieden, Waters und andere dafür. Ich für meinen Teil finde beides im Grunde legitim. Sobald es wirtschaftliche und nahrungsmittelbezogene Themen trifft, wird es natürlich kritischer und man muss mehr aufpassen, ich finde aber doch, dass man einen Boykott zum Aufritt hinsichtlich Konzerten auch nicht überhöhen muss. Und gleichsam auch das Gedankenkonstrukt wagen muss, ob einen so etwas in anderen Bereichen stören würde. Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Wenn eine bekannte linksgerichtete Band nun verlaubtaren würde, dass sie aufgrund der umstrittenen Pressefreiheit und staatlichen Machenschaften nicht in Russland oder der Türkei auftreten will – würde das jemand interessieren? Würde sie wegen Rassismus in deutschen Shows ausgeladen werden? Wenn man andere Musiker zum Boykott gegen Putin aufrufen würde? Ich glaube einfach nicht, dass das Echo das Gleiche wäre.

Den „Holocaust“-Vergleich habe ich nicht übersehen. Das ist ein starkes Geschütz und ich bin damit auch nicht glücklich – vor allem primär aber weil es eben in erster Linie einen Effekt erzeugen soll und die Sachlage, ein Geflecht das Jahrhunderte in der Zeit zurückgeht, nunmal einfach nicht so einfach ist, wie es einem eine schmale Petition weiß machen will.

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Hold on Magnolia to that great highway moon