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Auch wenn‘s schwer fällt:
Pharoah Sanders, 15.11.2017, Festsaal Kreuzberg, Berlin
Publikum im dicht gefüllten Festsaal für ein Jazzkonzert relativ jung, viele U30, einige U40, wenige Ü60, 10-20% junge Frauen, die offenbar größtenteils ihre boyfriends begleiten. Pharoah Sanders wird um 22:00 h auf die Bühne geführt. Strahlend weißes Hemd über der Hose, dunkle Sonnenbrille und Kappe mit Schirm nach hinten, langer weißer Bart. Jubel im Publikum. Kompetentes aber unaufälliges Quartet. Pharoah Sanders ist der leader, spielt aber am wenigsten und verhaltendsten, wirkt steif und kraftlos. Ruft ein paar mal „Alright!“ ins Publikum, das mit „Yeah!“ antwortet. Einige balladenartige Stücke rühren mich an. Einmal lässt sich Pharoah 10-15 Minuten in einem Sessel im Bühnenhintergrund nieder. Dann ein Schatten seines Hits The Creator …, bei dem mancher im Publikum einen verklärten Blick bekommt. Unbeholfene Tanzeinlagen von Pharoah, Mitklatsch- und Mitsinganimationen, die das Publikum willig mitmacht. Am Ende nimmt Pharoah einmal die Sonnebrille ab und blickt über das Publikum ins Leere. Nach gut einer Stunde Schluss. Jubel. Publikum fordert mintutenlang lautstark eine Zugabe bis ein lächelnder Ansager mitteilt, dass Pharoah nicht mehr auf die Bühne kommen wird.
Danach an der Bar frage ich meinen Begleiter, wie er es fand.
„Der arme Pharoah. Das war traurig.“
„Aber die meisten im Publikum würden genau das Gegenteil erzählen, oder?“
„Glaube ich nicht, die sind ja nicht blöde!“
Ich wage nicht, zu widersprechen.
Ich wünsche Pharoah Sanders einen ruhigen und friedlichen Lebensabend.
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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)