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Robert Forster (The Go-Betweens) – Brotfabrik, Frankfurt/Main, 7.11.2017
Musikalische Lesung aus seiner Autobiographie „Grant & Ich“ mit Moderator Maik Brüggemeyer
In seiner druckfrischen Autobiographie lassen sich keine nostalgischen Fotos finden. Was der australische Musiker Robert Forster, einer der beiden Charakterköpfe der Go-Betweens, bewusst bei seinem Verlag Penguin Books, das publizistische Stammhaus englischer Klassiker wie Thomas Hardy oder Jane Austen, durchzusetzen wusste. Um seinem zurückblickenden Buch „Grant & Ich“ die ästhetische Anmutung eines Romans zu verpassen. Im Mittelpunkt seiner nun ebenso auf Deutsch vorliegenden Memoiren steht Forsters fruchtbare Freundschaft zu seinem ehemaligen Bandkollegen und Kreativpartner Grant McLennan, der zweite Charakterkopf der aufgelösten The Go-Betweens, der im Mai 2006 an einem Herzinfarkt verstarb. In der stockdunklen und ausverkauften Brotfabrik marschiert zuerst Moderator Maik Brüggemeyer, seit 2001 Redakteur beim deutschen Rolling Stone, auf die Bühne, um einige Seiten aus dem von Brüggemeyer ins Deutsche übertragenen Buch „Grant & Ich“ vorzulesen. „Eines der wenigen Musikbücher, bei denen ich große Lust hatte, es fünfmal hintereinander zu lesen. Ich hoffe, ich konnte dem Buch gerecht werden“, erklärt Übersetzer Brüggemeyer.
Anschließend schlüpft Singer-Songwriter Robert Forster hinter dem schwarzen Hintergrundvorhang hervor, mit Akustikgitarre in der einen und Kaffeebecher in der anderen Hand. Und tänzelt um seinen Stuhl herum, nicht genau wissend, wie sich der 60-jährige Dandy hinsetzen soll, dem Silly Walk von Monty-Python-Mitglied John Cleese nicht ganz unähnlich. Gegenwärtig fährt Indie-Gentleman Robert Forster auf seiner kleinen Lesereise mit der Deutschen Bahn durch die Republik. „Dir gefällt es, mit dem Zug zu reisen, oder?“, möchte Moderator Brüggemeyer wissen. Das Fahren mit dem Zug sei für Forster „ein europäisches Ding“, das in Australien in dieser Form nicht möglich sei. Sieben Jahre habe Forster an seinen 366 Seiten umfassenden Erinnerungen geschrieben. Außerdem berichtet der Go-Betweens-Gründer davon, allzu gerne in Bahnhofsbuchhandlungen zu stöbern. Wo die Wände voller Magazine und Tageszeitungen stehen („I love the smell of new magazines“). In Hamburg habe sich der Australier, der mit der deutschen Musikerin Karin Bäumler verheiratet ist und bis zum Milleniumwechsel jahrelang in der Regensburger Provinz lebte, gerade die New York Times, Financial Times und, zur Belustigung des Publikums, die Bunte gekauft. „Die Bunte ist einfach zu lesen. Es gibt Bilder“, begründet Forster amüsiert. „Es gibt darin ein schönes Interview mit Jil Sander. Hier in Frankfurt ist gerade eine Ausstellung über Jil Sander.“ Interessanten Persönlichkeiten auf den Grund gehen, das motiviert Forster. Heike Makatsch findet er gut, genauso wie Karl Lagerfeld. Und auch den Unterschied zwischen Ben Becker und Boris Becker kennt Robert Forster. „You seem to be a fashion guy, isn’t it?“, erkennt Moderator Maik Brüggemeyer bezogen auf die Nennung von Jil Sander und Lagerfeld. Später erzählt Forster von seinem nervösen ersten Treffen mit der Schauspielerin Lee Remick – die 1978 erschienene Debütsingle der Go-Betweens besingt nämlich diese Darstellerin.
Als 18-Jähriger empfand Forster die Lektüre von Charles Dickens als kompliziert. In Bezug auf Gedrucktes mag der 60-Jährige daher besonders Publikationen, die „clean, easy and understandable“ sind. „Ich mag Autoren, die keine Tricks machen“, beteuert der. Sein verstorbener Bandkollege Grant McLennan, führt Forster aus, wollte ursprünglich Filmemacher werden. Grant sei derjenige gewesen, der ihm Charlie Chaplin, den Film Noir und das europäische Programmkino nähergebracht habe. „Dann folgte mir Grant in die Musik“, schildert der Bühnenkünstler. Zwischendurch greift der elegante Herr immer wieder zur Akustikgitarre, um Songs anzustimmen wie „Here comes a city“ (beinhaltet eine Hommage an Frankfurt am Main) und „Lee Remick“. Am Ende lässt Moderator Brüggemeyer seinen Gesprächspartner alleine auf der Bühne zurück und Robert Forster gibt im gleißenden Scheinwerferkegel einige zusätzliche Nummern zum Besten wie „Darlinghurst Nights“, „Clouds“, „Surfing Magazines“ und „Head Full of Steam“.
Indie-Musiker Robert Forster (re.) im Gespräch mit Moderator und RS-Redakteur Maik Brüggemeyer
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