Antwort auf: Literarische Begegnungen (Lesungen)

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ford-prefect
Feeling all right in the noise and the light

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Frankfurter Buchmesse, 14.10.2017

Nachdem ich mir vor einigen Tagen daheim am Rechner im digitalen Veranstaltungskalender einen persönlichen Terminplan für den diesjährigen Messe-Samstag zusammengestellt hatte, standen hinterher folgende Persönlichkeiten mit Podiumsdiskussionen und Signierstunden auf meinem Ausdruck: Reinhard Kleist (leider verpasst), Oskar Roehler, Gregor Gysi, Stefanie Sargnagel, Marx-Biograph Jürgen Neffe und Akif Pirinçci. Nach genau zehn Jahren begleitete mich mein Bruder endlich mal wieder auf die Buchmesse in der hessischen Bankenmetropole (der war heiß auf die Signierstunde von Rammstein-Sänger Till Lindemann mit Joey Kelly, die gemeinsam einen abenteuerlich teuren Bildband über den kanadischen Fluss Yukon veröffentlichten).

Weltgrößter Marktplatz der Ideen und Umschlagplatz des Geistes

Nach seinen beiden ersten Werken „Herkunft“ und „Mein Leben als Affenarsch“ setzte sich nun Filmregisseur Oksar Roehler auf das Blaue Sofa (vor diesem knalligen Mobelstück beginnen die meisten meiner Buchmesse-Besuche), um seinen druckfrischen dritten Roman „Selbstverfickung“ im öffentlichen Interview mit Moderatorin Luzia Braun vorzustellen. Dabei lieferte sich Roehler ein munter launiges und amüsantes Wortgefecht mit seiner Gesprächspartnerin, über im Roman verarbeitete Themen wie Rassismus und Kulturpessimismus. Filmemacher Oskar Roehler möchte seinen neuen Roman als zynische Kritik am Kunst- und Kulturbetrieb verstanden wissen. Während seiner Recherche zur „Selbstverfickung“ habe der 58-Jährige den Menschen in Berlin auf der Straße zugehört, wie die Bürger einander beschimpfen. Den Taxifahrern etwa. Um diese Eindrücke in sein Manuskript einfließen zu lassen. Eine wichtige Inspiration für den Roman sei „American Psycho“ von Bret Easton Ellis gewesen, den Roehler förmlich nachahmend in seinem Text zitiert. Zwischendurch rief ein Besucher zu ihm hoch: „Der Roman ist Schrott!“. Wozu Roehler nur belustigt die Achseln zuckte und irgendwas grienend erwiderte, was akustisch bei mir nicht ankam.

Nach dem aktuellen Buchprojekt will sich Oskar Roehler wieder vermehrt dem Filmemachen widmen, um Geld zu verdienen. Das Schreiben von Büchern sei für ihn lediglich ein Hobby. Verdammt: Eben fällt mir siedend heiß ein, ihn anschließend am Signiertisch gefragt haben zu können, was für ein Thema der Regisseur als nächstes zu verfilmen gedenkt. Womöglich hätte mir Roehler seine Ideen aber wohl eh nicht verraten (je nachdem, in welchem Entwicklungsstadium sich seine kommenden Filmprojekte befinden).

Später dann am Spiegel-Stand eingetroffen, wo Linken-Politiker Gregor Gysi über seine im Aufbau-Verlag just erschienene Autobiographie „Ein Leben ist zu wenig“ erzählte. Man kann von seinen Ansichten und seiner nebulösen IM-Vergangenheit halten, was man viel. Gysi jedoch Intellekt und Gedankenreichtum abzusprechen, wäre ein Fehler. Ich zumindest höre diesem begnadeten Geschichtenerzähler ausgesprochen gerne zu und gehe hinterher oft etwas klüger heraus.

Und dann war da noch das Podium mit dem gefallenen Literaturstar Akif Pirinçci im Forum Wissenschaft und Bildung. Pirinçci stellt sich mittlerweile als Opfer der Medien dar, seine Pegida-Rede sei verkürzt und aus dem Kontext gerissen wiedergegeben worden. Allgemein ruderte Pirinçci zurück („Meine Bonner Villa wurde von Unbekannten regelmäßig verschönert und meine Nachbarn, die früher stolz auf mich waren, neben ihnen zu wohnen, grüßen mich nicht mehr“), suchte die Versöhnung, zur Wiederherstellung seines ramponierten Rufes, und verkündete, gerade an seiner Biographie über sich und seinen familiären Stammbaum zu schreiben.

Mit schwer gepolsterter Polizei rund um das stehende Publikum, einige Vollzugsbeamte sogar mit Videokamera, um die Szenerie überblickend mitzufilmen. Dass es wohl zu einigen missmutigen Zwischenrufen kommen würde, war mir schon im Vorfeld klar. Dass aber dieser Event dermaßen eskalieren sollte, hätte ich nicht vermutet. Auf der einen Seite die wutschnaubende Antifa, auf der anderen junge Rechtsradikale. Die waren nicht nur wegen Pirinçci gekommen, sondern ebenso wegen rechtspopulistischer Verleger, die sich auf diesem Forum darstellen durften – darunter die Verlage Antaios und Tumult (wurde sabotiert). „Verpiss dich, du Wichser!“, rief ein Mädel neben mir zu Adressat Pirinçci. In meinen Ohren dröhnten Trillerpfeifen und plötzlich skandierte die halbe Besucherschaft „Ganz Frankfurt hasst die Antifa“. Es kam vereinzelt zu wilden Rangeleien, Besucher flogen durch die Gegend. Ich schaute mir das Schauspiel zehn Minuten mitten im Hexenkessel an, machte mich dann aber mit meinem Bruder aus dem Staub.

Filmregisseur und Schriftsteller Oskar Roehler (li.) stellt im launigen Gespräch mit Moderatorin Luzia Braun seinen neuen Roman „Selbstverfickung“ vor, eine zynische Satire auf den Kulturbetrieb

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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!