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Na ja, vielleicht war das Beispiel Sinatra einfach unglücklich gewählt, aber mir ist jetzt auch noch kein anderer Star vergleichbaren Kalibers eingefallen (und da gibt es ja nicht so viele), dem ich zutrauen würde bzw. zugetraut hätte, diesen Song mit der beschriebenen Ambivalenz zu servieren.
Für mich beruht die Wirkung wesentlich auf dem „Ich brech die Herzen“-Effekt, also dem offensichtlichen Widerspruch zwischen dem Protagonisten und seiner Selbstdarstellung.
Wenn dieser Widerspruch wegfällt, weil Interpret und Lyrisches Ich als deckungsgleich wahrgenommen werden, ginge das gegen die Intention des Songs; dann wird er entweder missverstanden oder sogar vom Künstler in bewusst provokativer Absicht quasi „missbraucht“, also einfach eine Deutungsebene durch eine andere ersetzt
Jemand, auf den dieses Bild tatsächlich zuträfe, müsste zumindest vorgeben, nur so zu tun als ob.
Damit fügt er der Sache aber ebenfalls keine „zusätzliche Dimension“ hinzu, sondern muss sich lediglich um eine Drehung mehr verrenken als Andere, um den Charakter zu treffen.
In diesem Sinne kann man sich natürlich auch eine Sinatra-Version vorstellen.
Was damit an inhaltlichem Mehrwert gewonnen wäre, ist für mich hier noch nicht wirklich plausibel geworden.
Die Tatsache, dass es Teile des Publikums vielleicht nicht raffen oder empört denken „Der hat’s gerade nötig!“, kann ein willkommener Nebeneffekt sein, der allerdings eher auf Kommunikationsstörungen zwischen Sender und Empfänger beruhen würde als auf dem tatsächlichen Inhalt der Übertragung, welcher dadurch an sich weder besser noch schlechter wird.
Sowohl Identifikation als auch Distanzierung sind möglich, absichtlich wie unabsichtlich, aber eben nur alternativ, niemals gleichzeitig, und wenn doch, dann jedenfalls nur in verschiedenen Köpfen.
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Musik ist nicht was sie ist, sondern was sie den Menschen bedeutet. (Simon Rattle)