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@go1
Meine Aussage war nicht unbedingt als Kritik am Ergebnis gemeint. Ich habe mich nur gefragt, wieso gerade bei mir (und den 4 anderen Exzentrikern :-)) so ein Song wie „Sail away“ nicht so großartig zündet. Sicherlich, er hat gute Lyrics. Da wird irgendwelchen „wogs“ (könnte man mit Kanaken übersetzen) das Leben in Amerika angepriesen, wahrscheinlich von einer Art Sklavenhändler, der mit dem Boot nach Afrika geschippert ist. Schöne Klatsche in Richtung amerikanisches Selbstverständnis. „Louisiana 1927“ ist im Prinzip ein musikalische Abklatsch von „Sail away“ und das habe ich ja auf 1 gewählt. Die Musik kann also auch nicht so schlecht sein, obwohl „Louisiana 1927“ noch einiges ergänzt und den besseren Refrain hat. Wieso reicht es trotzdem nicht in meine Top20 (und auch Top40)?
Ich habe jetzt wirklich lange nachgedacht, was mich (ganz persönlich!) stört, obwohl es definitiv ein guter Song ist. Er ist für mich nicht so gewichtig, weil die Thematik zwar gut ist, aber die Umsetzung etwas zahm ist. Randy schlüpft mal wieder in eine Rolle/Figur um deren verquere Weltsicht zu entlarven, singt ein bisschen mal so dahingesagt über Löwen, Tiger, Schlangen oder Affen und fordert die Leute auf mit ihm in die USA überzusetzen. Wo bleibt der Biss, der spöttische Humor, den man meinetwegen in „Rednecks“ oder „The Great Nations of Europe“ bekommt? Jene Lieder haben auch mehr Drive, während „Sail away“ etwas zu behäbig wirkt. Jetzt kann man natürlich sagen, dass muss so sein, damit der Hörer anfängt, an die Versprechungen dieses „Sklavenhändlers“ zu glauben, aber dann ist es mir zu viel moralischer Zeigefinger. Wo bleibt die Tiefe? „Sail away“ wäre mitunter auch nicht der Newman-Song über den ich ein Essay lesen wollte. Da würde mich ein Essay über „William Brown“ mehr reizen (ernsthaft).
Mich würde mal die Meinung der anderen Exzentriker interessieren, wieso sie „Sail away“ für nicht so gewichtig in seinem Werk befinden.
Am Ende könnte man sagen, der Song ist wirklich gut, aber andere Songs von Newman geben mir mehr, was Humor, Tiefe und auch Gefühl angehen. Und das heißt wiederum nur, dass Randy ein begnadeter Songwriter ist, wenn er „Sail away“ 40-zigfach überbieten kann.
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I used to be darker, then I got lighter, then I got dark again