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clasjaz@gypsy-tail-wind
Ich habe auch Holligers Violinkonzert für Soutter kürzlich gehört – da stellt sich bei mir nicht diese Emotion ein, etwas Schönes zu hören. Ich formuliere das mit Absicht so unbeholfen. Denn die Schönheit Kurtágs ist anstrengend, vulgo nicht leicht in den Äther zu bringen, er ist ja ständig enttäuscht über das Unverständnis der Musiker bei den einfachsten Dingen, wie er das nennt, und Holliger umgeht auf eine Weise eine gute Aufführung (Du wirst mit Recht vermutlich bei Kopatchinskaja widersprechen) bereits beim Komponieren. Das lasse ich so stehen; vielleicht habe ich zu ihm auch eher Zugang, wenn er die Oboe spielt oder Schumann dirigiert – was dann schlicht mein Fehler oder Nichtverstehen wäre.
Ich bin nicht einmal sicher, ob ich da widersprechen kann, oder ob, wie Du es sagst, bei Holliger schon so angelegt ist, dass ein „Schönes“ nicht entstehen kann. Das Konzert ist ja auch ein Werk des Scheiterns, eines das in der Form den Inhalt – so man den programmatischen Umschwung denn berücksichtigen will – quasi nachzeichnet oder auch vorwegnimmt. Die Sichtweise mit Kopatchinskaja schien mir aber eine andere zu sein als jene auf der CD – vielleicht gab es bei ihr ein Aufbäumen gegen das Scheitern, was dessen unweigerliches Eintreten umso härter schienen liess, während Zehetmair eher fatalistisch auf das zwangsläufig kommenden Scheitern zuschreitet, um nicht zu sagen: hinarbeitet.
Hier endet gleich diese CD mit Bachs Kantaten „Weichet nur, betrübte Schatten“ (BWV 202), „Tritt auf die Glaubensbahn“ (BWV 152, mit dem Bass-Bariton Andreas Wolf) und „Mein Herze schwimmt im Blut“ (BWV 199):
Danach lege ich eine weitere Veröffentlichung aus diesem Jahr ein, die ebenfalls noch zu selten lief:
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba