Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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Anonym
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@gypsy-tail-wind

Jean Rondeau; vielen Dank für die Erläuterungen – das Cover ist so unsäglich, der Dünkel der Albernheit auf die Spitze getrieben, dass ich da sieben Riesenbögen drumrum gemacht hätte. Für mich hört sich das alles sehr nach Nischensuche an und zugleich will ich nicht vergessen oder zugestehen, dass auch die letzten Nischen interessant sein könnten (die anachronistische Rückübersetzung von Brahms etwa, dessen Transkription ich allerdings immer mehr geschätzt habe als die Busonis).

Hier mal wieder an die Ohren Kurtág gehängt, das … concertante … op. 42, das ich gar nicht kannte bisher und in einer Doppel-CD gekommen ist. Für Hiromi Kikuchi, Violine, und Ken Hakii, Viola, geschrieben, mit großem Orchester. Das, und auch das große Soloviolinwerk „Hipartita“, op. 43, auf der zweiten CD, betatscht gleichsam mit seiner Schönheit, die rundheraus eine klassische ist, da sind Linien, die überall zu finden sind, bei Mozart, bei Verdi, ganz gleich, Bartók wird wie so oft nicht nur ein Dank bezeugt – was man halt „schön“ findet, im Gestus souveräner Antworten, die selbst wieder Fragen und Aufgaben sind, sonst wäre es auch albern.

Packend das „Zwiegespräch“, ein auch wieder über lange Jahre entstehendes Werk, das sich ständig ändert, diesmal mit dem Sohn gemeinsam komponiert. Für Streichquartett (hier spielt das Keller Quartett) und Synthesizer (von György Kurtág Jr. gespielt). Das alles ist von einer Beweglichkeit, von einem Sinn für das Nicht-Vorhersehbare, das trotzdem im Augenblick „stimmt“. Oder stimmen könnte, was ja schon genug wäre.

Ich habe auch Holligers Violinkonzert für Soutter kürzlich gehört – da stellt sich bei mir nicht diese Emotion ein, etwas Schönes zu hören. Ich formuliere das mit Absicht so unbeholfen. Denn die Schönheit Kurtágs ist anstrengend, vulgo nicht leicht in den Äther zu bringen, er ist ja ständig enttäuscht über das Unverständnis der Musiker bei den einfachsten Dingen, wie er das nennt, und Holliger umgeht auf eine Weise eine gute Aufführung (Du wirst mit Recht vermutlich bei Kopatchinskaja widersprechen) bereits beim Komponieren. Das lasse ich so stehen; vielleicht habe ich zu ihm auch eher Zugang, wenn er die Oboe spielt oder Schumann dirigiert – was dann schlicht mein Fehler oder Nichtverstehen wäre.

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