Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Ein eher beiläufiger Kauf vor zwei, drei Monaten … fiel mir gestern im Rahmen einer Unterhaltung über Geiger (Venuti, Grappelli) wieder ein und CD 1 lief schon gestern. Wie man in der AAJ-Kritik lesen kann, sind die ersten beiden CDs wirklich nicht geeignet, um zu verstehen, warum Asmussen als „force of nature“ galt (er starb im Februar 2017, wenige Tage vor seinem 101. Geburtstag). Im Gegensatz zu Grappelli zog Asmussen nicht pausenlos um die Welt, spielte aber seit den Dreissigern mit vielen Grössen des Jazz (er wirkte auch bei „Duke Ellington’s Jazz Violin Session“ mit). Dann erklärte er den Jazz für tot und trat in den Vierzigern und Fünfzigern mit Revues und Cabaret-Truppen auf … und das hört man eben den Stücken auf den ersten beiden CDs auch an – da ist er als Crooner zu hören, aber auch in durchaus guten Nummern. Der oft harte Bruch zwischen Qualität und Schmonzes ist beim Hören aber nicht immer leicht zu ertragen (er singt auch – die Aufnahmen auf CD 2 stammen allesamt aus Hamburg, 1953 und 1958 – „Just a Gigolo“ in der deutschen Version).

Interessanter wird es gewiss ab CD 3, auf der er mit Grappelli im Studio in Schweden 1965 und im Radiostudio in Dänemark 1964 zu hören ist. Auf CD 5 gibt es die vier Stücke mit Stuff Smith (1966), die auch schon auf dessen Storyville-CD „Five Fine Violins“ zu finden sind, sowie eine Session aus dem Petit Opportun in Paris (1985 mit dem Georges Arvanitas Trio). Auf CD 5 gibt es dann Aufnahmen von 1996 mit der Combo mit Jacob Fischer (g), Jesper Lundgaard (b) und Aage Tanggard (d). Eine DVD liegt auch noch bei, dort ist Asmussen mit den Regulars im Montmartre in Copenhagen zu sehen (Kenny Drew, NHOP und Ed Thigpen).

Eine Box mit drei CDs und einer DVD wohl, aber völlig wertlos sind die ersten beiden CDs doch nicht, Asmussen überzeugt immer mal wieder und die Begleiter sind völlig in Ordnung (Max Leth an Piano und Vibraphon etwa, oder der Gitarrist Ulrik Neumann, mit dem Asmussen Duo-Aufnahmen gemacht hat, in den Vierzigern wie auch 1958 in Hamburg).

Nachruf aus der WaPo – besonders schön diese Episode über Fats Waller:

In 1938, Mr. Asmussen’s quartet opened in the Danish city of Aarhus for the brilliant, hard-living stride pianist and composer Waller.

“During our set,” Mr. Asmussen later told the Wall Street Journal, “Fats stood in the wings and listened, with a bottle of milk in one hand and a bottle of scotch in the other. By the time we finished, both bottles were empty.”

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