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unbekanntes aufnahmedatum, 1971
die studiosession vor ausgesuchtem east-publikum, das manchmal – wie eingespielt – auf sich aufmerksam macht, vielleicht auch für die nicht mit credit aufgeführten sängerinnen zuständig war? jedenfalls: die gleiche band ist am werk, die auch BLACK UNITY abgefeiert hat.
mit dem albumseitenlangen „healing song“ bin ich dem pharoah sanders plötzlich sehr nah, den ich über alles schätze: dem entertainer, mit dem publikum kommunizierenden, der aus jedem sax-einstieg ein fest macht, dessen melancholischer optimismus für mich greibfbarer ist als panafrikanische spiritualität (obwohl er selbst das wohl kaum trennen würde).
eigentlich ist das eine art aktualisierter gospel, ein tranceartiges aus-sich-herausgehen, das unbedingt alle mitreißen will. die fantastischen sängerinnen, die hier aus dem stand mehrstimmige kommentare einwerfen, das mitklatschen, aber auch die free-ausbrüche, das sich-hineinwühlen von joe bonner, und die quasi außer sich spielenden bassisten mcbee und clarke – all das führt zu einer musik, die etwas besser machen will. sanders hat in interviews erklärt, dass er generell, nachdem er aufhört zu spielen, erst wieder einsteigt, wenn sich die band auf eine andere ebene gebracht hat. also bleibt hier niemand stehen. und der saxofonist veredelt den moment mit seinem auratischen ton und greift die lorbeeren ab.
„memories of john coltrane“, eine rubato-ballade, die sanders auf dem sax spielt, hat den gleichen einstieg wie der „healing song“, bleibt aber in der stimmung des intros. die komposition ist sehr schön in ihrem unbedingten bestehen auf harmonie und schönheit. und sanders‘ ton, der ja nie glatt ist, sowie die agile band sorgen dafür, dass das kein kitsch wird. es weiß ja immer, von welchem (auch politischen) mist es sich als utopie absetzt.
und dann noch das drone-stück „lumkili“, mit dem erneuten auftritt des „vermadeledeiten harmoniums“ (@gypsy-tail-wind). joe bonner spielt es (auf BLACK UNITY taucht das während seiner aufwendigen klaviersoli auf, da kann er nicht dafür verantwortlich gewesen sein). gongs fräsen sich in den vorgegeben akkord ein, die bassisten umspielen ihn auf sichtweite. obertöne singende männerstimmen kommen dazu (band? east-publikum?). am ende bleiben nur der nachhall der gongs und akzente der bässe übrig. tolles stück.
in diesem tollsten aller pharoah-sanders-videos sieht man das harmonium 1982 in aktion, während sanders in einem tunnel darauf zuläuft und es schließlich direkt anspielt. wer mal 10 minuten zeit hat – eine bessere einführung in die kunst des saxofonisten gibt es nicht:
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