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soulpope "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"
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vorgarten14./19.2.1969 pharoah sanders hat einen masterplan und bob thiele einen hit für impulse. weiter geht es mit der sanders&thomas-show, 4 akkorde auf 33 minuten, peace and happiness for all the land. wo „a love supreme“ sich über sein mantra emanzipiert und den existenzialistischen ruf des einzelnen zu seinem recht kommen lässt, ist hier das gerüst , der fluss, die kreisbewegung genug.
hier möchte ich einerseits zustimmen, andererseits sanft widersprechen. natürlich mäandert das, und wie. aber es gibt mindestens zehn bessere sanders-alben (für mich). so toll ich den „creator“ finde (und man braucht wirklich wenig mehr, um ein paar zentimeter über dem teppich zu schweben) und so wenig ich darüber jetzt große meisterimrpovisationen erwarte, ist diese version hier ganz schön unscharf, breiig, wenig dynamisch und wenig abwechslungsreich. jeder einzelne dieser vielen tollen musiker könnte jederzeit irgendwas aufregendes machen – man würde es halt nicht hören. von einem james spaulding ab dringt ab und zu mal ein flötenton an die oberfläche. watkins‘ waldhorn nur, wenn er besonders schief spielt. sanders und thomas nehmen sich angenehm zurück, mit großem sinn für auftritte, aber richtig los lassen sie hier nicht. und auch billy hart habe ich schon mal inspirierter trommeln gehört. aber was soll das gemäkel, wenn der song so toll ist. ich bin gespannt, wie ich andere versionen (die nächste kommt ja bereits 2 alben später) nach dem wiederhören empfinde. ach ja, das kurze „colors“, in dem gott einen regenbogen schickt. eine wunderschöne komposition. und der ton von sanders voller grazie. aber ein paar farben fehlen auch hier. 20.10.1969 das nächste album noch im gleichen jahr, das riecht nach schneller bedarfsbefriedigung der langsam aus ihrem karma-koma erwachenden fans. bob thiele ist mittlerweile bei impulse weg und hat leon thomas zu seinem neuen label flying dutchman mitgenommen, dazu später. ed michel, der mitten im spiritual-jazz-hype den staffelstab übernimmt, initiiert ein „karma 2“. dazu dient der „prince of peace“ aus der noch unveröffentlichten IZIPHO-ZAM-session, das in „hum-allah-hum-allah-hum-allah“ umbenannt wird. das stück ist nach wie vor super und die band wunderbarerweise etwas schlanker geworden. trotzdem hat es nicht die fokussiertheit der originalaufnahme. das riesending „sun in aquarius“ ist allerdings ein trip. der vamp braucht hier nur noch 2 akkorde (beim „creator“ und beim „prince of peace“ sind es ja immerhin noch 4), dafür gibt es aber unglaubliche soundpassagen, mit gongs und behämmertem klavierinnenraum, flötenflächen, einem sanders-solo, das so explodiert wie nichts mehr seit coltrane-tagen und das von gypsy hervorgehobene bass-duett. konzise ist das alles nicht, aber in seiner heftigkeit dann doch unerwartet.
Habe beide Alben anlassbezogen nochmals gehört und war selbst – im Zeitabstand – überrascht wie sehr John Coltrane auf „Karma“ weiderkehrend um die Ecke lugt, ja ich gehe soweit dieses Album als eine (so nicht explizit titulierte) Coltrane Hommage zu sehen. Meinem Empfinden nach agieren hier Sanders und Thomas nicht gedrosselt, sondern setzen das so geplante Konzept schlüssig um …. während auf der Bassposition mit Workman + Davis starbesetzt, erzeugen die beiden (so konzipiert ?) nicht annährend solche Sogwirkung wie Davis und McBee auf „Jewels Of Thought“ – hier werden ja Rhythmus und eigene Stimmführung vereint – und doch ist damit (IMO) der Gipfel nicht erreicht denn dies passiert etwas später auf meinem Favoriten „Black Unity“ durch McBee und seinem kongenialen Partner Stanley Clarke …. „Jewels Of Thought“ entwickelt für mich zwar nicht die Sequenzen des Rausches von „Karma“ aber die Öffnung zu einem durchaus weltmusikalischen Vorgehen gelingt bereits grossflächig(er) …. benoten/-werten möchte ich beide Alben nicht, sie gehören jedoch fraglos Schlüsselaben des Euvre von Pharoah Sanders auf Impulse ….
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"Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)