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29.1.1968
erinnerungsmusik der verbliebenen, material aus drei sessions, sanders ist nur in einer dabei, zusammen mit garrison und ben riley (der kurz vor coltranes tod noch mit ihm spielen sollte und nun eine zeitlang mit alice unterwegs sein wird). nur „onedaruth“ kommt aufs originalalbum, „lord, help me to be“ und „the sun“ mit späten aufnahmen von john auf COSMIC MUSIC, als bonustracks aber auch auf die MONASTIC TRIO cd. sanders hängt etwas unentschieden zwischen den modalen vamps von alice, die seiner eigenen musik der zeit ziemlich nah sind, und den späten sachen von john, die ohne festgelegte akkorde auskommen. in „onedaruth“ spielt er bassklarinette, in „the sun“ sehr unprominent flöte. in späteren sessions mit alice finden sie zu einem eigenständigeren konzept.
6.2.1968
dave burrells zweites leader-album könnte man hier eigentlich vernachlässigen, denn pharoah sanders spielt auf einer der beiden sessions lediglich tamburin (in der besetzung burrell, sirone, bobby kapp). aber die musik ist super, der ansatz wie üblich bei burrell, gelinde gesagt, verschroben – ein medley aus west-side-story-melodien, ein wildes free-stück (mit der anderen band sirone/sunny murray), ein gospel&ragtime-medley (hier kommt dann sanders‘ tamburin zum einsatz). keine ahnung, ob ursprünglich vorgesehen war, dass sanders auch sein sax auspackt (ich hätte es gerne gehört, es fehlt aber auch nicht gerade), aber dass er trotzdem dabei ist, spricht wiederum für vernetzung & das uneitle teamwork.
8.5.1968
nur bei diesem einen stück ist sanders dabei, aber eine tollere vorlage konnten carla bley und michael mantler ihm nicht schreiben: dreieinhalb minuten ekstatisches powerplay gegen die punktierten unisono-akzente der bläser, volles rohr, aus dem stand, wie es damals wohl so nur sanders konnte, ohne langeweile zu erzeugen.
19.6.1968
auf bartz‘ zweitem leaderalbum für milestone taucht sanders zusammen mit charles tolliver als extramusiker für das albumseitenlange titelstück auf, der rest wurde im trio mit stanley cowell, reggie workman und freddie waits eingespielt. beim latin-thema hat sanders leichte schwierigkeiten, für sein solo ändert sich das arrangement in einen 1-akkord-vamp, und mit der umstellung hat dann die band leichte schwierigkeiten, bis waits in eine freie begleitung wechselt und sanders sein übliches feuer entfachen kann. bartz bleibt für sein solo im gleichen modus, für tolliver ändert sich das arrangement nochmal in eine freie hardbop-form, die bartz wiederum aufgreift. kurz vor schluss kommt sanders im hardbop-teil zu seinem zweiten solo und scheint außerhalb seiner komfortzone zu sein, was aber sich als falsch herausstellt, er soliert ziemlich entspannt und mit tollem ton über changes. davon hätte man zu dieser zeit gerne etwas mehr gehört, aber der weg ging ja klar in eine andere richtung.
dieses schräge teil entsteht auch um 1968 herum. pharoah sanders ist nur auf einem stück zu hören, das komischerweise gerade aus der tube verschwunden ist. ansonsten (vor allem in den von cornell duprees gitarre geprägten groove-stücken) übernimmt harold vick den tenor-part. boogaloo, ein bisschen afrokubanischer latin, sehr simpel konfektionierter jazz. klingt nach brotjob, eben nicht nahch einem spotlight für den pharoah.
und dann gab es 1968 noch zwei festivalauftritte in europa. einmal im juli in antibes und nizza mit (erstmals) lonnie liston smith, sirone und majeed shabazz, woraus dieser schöne bossa nova stammt, bei dem sanders während seines solos die augen ins weiße verdreht.
hier kommt auch erstmalig der trademark-song „the creator has a master plan“ zum einsatz.
dann taucht sanders noch auf den berliner jazztagen im november auf, als gastsolist in don cherrys eternal rhythm orchestra (mit u.a. mangelsdorff, bernt rosengren, sonny sharrock, karl berger, joachim kühn und arild andersen), dann beim ersten total msuic meeting in der time-is-now-band von gunther hampel (mit john mclaughlin und sharrock!), außerdem gibt es noch einen jam mit u.a. mangelsdorff, don ellis, maynard ferguson (!), tony scott, pony poindexter und fritz pauer. von all diesen auftritten gibt es private aufzeichnungen, die ich aber nicht kenne.
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